Staatspreis an Gerhard Roth

Der Schriftsteller Gerhard Roth erhält den Großen Österreichischen Staatspreis 2016. Das hat Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) heute Vormittag bekanntgegeben. Erstmals seit 2012 geht diese höchste Auszeichnung der Republik für Kunstschaffende wieder an einen Preisträger in der Kategorie "Literatur".

Roth veröffentlicht Romane, Erzählungen, Essays, Theaterstücke und Drehbücher, die vielfach ausgezeichnet und zum Teil verfilmt wurden. Zentral sind seine beiden Romanzyklen "Archive des Schweigens" und "Orkus".

Mittagsjournal, 4.3.2016

"Ein vom Schreiben im besten Sinne Besessener": Das ist Gerhard Roth laut Eigendefinition. Mehr als dreißig Jahre lang hat er - neben zahlreichen anderen Texten und Diskussionsbeiträgen - an seinen beiden Romanzyklen "Archive des Schweigens" und "Orkus" geschrieben. Der Große Österreichische Staatspreis kann als wichtige Anerkennung für dieses 2011 abgeschlossene gewaltige Prosawerk gelten - eine Auszeichnung, mit der er selbst jedoch nicht gerechnet habe, wie er sagt.

Der drängende Wunsch, über die österreichische Vergangenheit, und vor allem über deren Abgründe zu schreiben, ließ Gerhard Roth ab 1980 zunächst am Zyklus "Archive des Schweigens" arbeiten. Oft im Stil von Kriminalromanen deckte er dabei vieles auf, was die Gesellschaft bis dahin lieber im Dunkeln gelassen hatte. Die Schauplätze sind Stadt und Land, Wien und die Südsteiermark.

Mit dem autobiografischen Roman "Orkus" schloss Gerhard Roth 2011 seinen gleichnamigen zweiten Romanzyklus ab. Darin schreibt er über seine eigene Leseleidenschaft, über seine Annäherung an psychisch Kranke oder die grausamen Details des Holocaust - all das mit dem unerschrockenen Blick des ehemaligen Medizinstudenten. Gerhard Roth hat die österreichische Gesellschaft in der Aufarbeitung ihrer Geschichte ein großes Stück weiter gebracht - mit dem Großen Österreichischen Staatspreis wurde das jetzt - ein weiteres Mal - gewürdigt.