Das Netzwerk von Abdeslam
Nach vier Monaten Flucht ist Salah Abdeslam, einer der Organisatoren der Terroranschläge vergangenen November in Paris, am Freitag von der belgischen Polizei im Brüsseler Stadtteil Molenbeek verhaftet worden. Bei einer ersten Einvernahme am Wochenende soll er ausgesagt haben, dass er sich beim Fußballstadion Stade de France in die Luft sprengen wollte. Laut dem belgischen Außenminister dürfte Abdeslam - mit einem Netzwerk an anderen Terroristen - auch weitere Anschläge in Brüssel geplant haben.
8. April 2017, 21:58

APA/AFP/Belga/BRUNO FAHY
Morgenjournal 8, 21.3.2016
Das Netzwerk rund um Salah Abdeslam dürfte größer sein, als vorerst angenommen, glaubt Claude Moniquet, ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter und belgischer Anti-Terror Experte. Nicht zuletzt dank seiner Vernetzung konnte Abdeslam vier Monate lang der Polizei entkommen:
Diese Leute haben kein Geld, aber: sie haben viele Freunde, Familie, kriminelle Verbündete, die bereit sind ihnen zu helfen. Was wir also annehmen ist, dass Salah Abdeslam alle paar Wochen sein Versteck gewechselt hat, vermutlich im Auto von Bekannten, die ihn auch versorgt haben. Dabei war er nicht allein, denn schon als die Polizei am Dienstag auf seine Spur gekommen ist, und am Freitag bei seiner Verhaftung war er jeweils mit anderen gesuchten Terroristen zusammen.
Vergangene Woche sei alles Schlag auf Schlag gegangen sagt der Ex-Geheimdienstmitarbeiter Claude Moniquet:
Am Dienstag hat die Polizei eine vermeintlich leerstehende Wohnung überprüft, dort Abdeslam und zwei seiner Komplizen überrascht, einer wurde getötet, er selbst konnte über das Dach fliehen. Die Polizei hat Abdeslams vermutliche Verstecke danach eingekreist. Am Donnerstag fand in Brüssel die Beerdigung von Salahs Bruder, Brahim Abdeslam statt, der sich am Pariser Boulevard Voltaire in die Luft gesprengt hat. Während der Überwachung fand die Polizei heraus, dass ein Cousin von Salah Abdeslam vor kurzem Kontakt mit ihm hatte. Das Handysignal führte zu einem Versteck in Molenbeek. Dort ist Abdeslam am Freitag verhaftet worden.
Abdeslam soll Zugang zu schweren Waffen gehabt haben und könnte einen neuen Anschlag in Brüssel geplant haben, sagte gestern der belgische Außenminister. Auch für andere Städte schätzt Claude Moniquet die Terrorgefahr nach wie vor hoch ein:
Wir wissen, dass heute in unterschiedlichen europäischen Ländern rund ein Dutzend Personen Terroranschläge vorbereiten, die morgen oder in den kommenden Monaten ausgeführt werden könnten.
Dazu erhofft sich die Polizei jetzt Antworten von Salah Abdeslam, dass er die geben wird, bezweifelt Claude Moniquet ebenso, wie eine lückenlose Überwachung mutmaßlicher Terroristen:
Man muss verstehen, dass es derzeit Tausende Verdächtige in Europa gibt. Es gibt 5.000 bis 6.000 europäische Dschihadisten, die in Syrien kämpfen, kämpften, oder das versucht haben. Das ist eine Riesenzahl. Man kann nicht alle überwachen, man muss eine Auswahl treffen und bei dieser Auswahl gibt es Analysefehler, das ist ein Problem.
Ermittler hoffen über Abdeslam Hinweise auf die Spur von Mohamed Abrini, und Soufiane Kayal zu kommen. Auch sie sollen mit den Pariser Attentaten zu tun haben.