Roman von Leonhard Frank

Die Räuberbande

Ein hochaktuelles Buch, begreift man Literatur als Lektion zum Erlernen von Empathie: Denn Leonhard Franks 1914 erschienener Roman erzählt die Geschichte von der Überwindung geographischer, sozialer und kultureller Grenzen, und davon, was es bedeutet, wenn die menschliche Seele bei diesem gefährlichen Transfer nicht gut genug betreut wird. Eine Aufforderung zum Wiederlesen.

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Leonhard Frank, "Die Räuberbande", Roman, Milena Verlag

Sie nennen sich Old Shatterhand, Winnetou, Rote Wolke, Falkenauge, der Schreiber, König der Luft und Kriechende Schlange. Der bleiche Kapitän ist der Hauptmann der jugendlichen "Räuberbande", und sein großer Bruder das bewunderte Vorbild der 14-jährigen Lehrburschen aus Würzburg: Dieser hat nämlich seinen Traum wahrgemacht und ist nach Amerika ausgewandert. Ein Trauben-Diebstahl im Königlichen Weingarten bringt die Burschen vor Gericht. Zwar endet die Sache mit einem Freispruch, aber umso brutaler fallen die elterlichen Prügel aus, und dazu noch die von Herrn Lehrer Mager, dessen sadistischer Genuss am Strafen gefürchtet ist.

Der in Würzburg geborene Leonhard Frank (1882 bis 1961) war Kommunist, Antifaschist und Pazifist. Er kannte die Perspektive der Erniedrigten und Beleidigten: In der Figur des stotternden Old Shatterhand hat er autobiografische Erfahrungen verarbeitet. Sein Debütroman überzeugt auch heute noch: Er führt in eine gar nicht so weit zurückliegende Welt und macht nachvollziehbar, was den Lebensentwurf der Boheme einmal so attraktiv gemacht hat.