Syrische Revolution lebt

Die Friedenschancen für Syrien, wo immer noch viele der Flüchtlinge herkommen, sehen derzeit nicht gut aus: Der Waffenstillstand ist brüchig und die Genfer Gespräche kommen nicht voran. Trotzdem hören die, die für ein demokratisches Syrien kämpfen, nicht auf zu hoffen.

Eine von ihnen ist die 27-jährige Hayma. Vom Regime verfolgt musste sie aus Aleppo flüchten. Von der Türkei aus koordiniert sie jetzt ein Netzwerk von Lehrern, die versuchen, daheim in Aleppo den Schulbetrieb aufrecht zu erhalten.

Morgenjournal, 16.4.2016

Als der arabische Frühling Tunesien, Lybien, Ägypten erfasste, war das für uns die Stunde der Hoffnung, erzählt Hayma.

„Als es im März 2011 in Syrien losging, habe ich geweint, als ich in den Straßen die Proteste sah. Ich hätte es nicht geglaubt - aber da waren sie, UNSERE Chance, UNSER Moment, Freiheit und politische Veränderung zu fordern.“

Das Regime reagiert mit brutaler Gewalt. Für Staatspräsident Assad sind die Demonstranten von Anfang an Terroristen und ausländische Agenten. Hayma und ihre Freude gründen in Aleppo, Syriens zweitgrößter und modernster Stadt, eine Bürgerrechtsbewegung mit Sozialzentren für Kinder.

„Ich stand daneben, als Freunde von mir in den Demos getötet wurden. Ich habe meinen damaligen Freund verloren, er starb im Gefängnis unter Folter - wie andere Freunde auch.“

2014 musste Hayma Syrien verlassen. Sie lief Gefahr, verhaftet zu werden. Ganz nahe an der Grenze zu Syrien, im türkischen
Gaziantep, setzt sie ihre Bildungsarbeit für Kinder in Aleppo fort. In den von Rebellen gehaltenen Bezirken der Stadt, den "befreiten" Zonen, wie Hayma sagt, unterhält ihre Organisation derzeit sieben Schulen. Die Welt konzentriere ihre Hilfe auf die Flüchtlinge außerhalb Syriens:

„Aber niemand kümmert sich um die Menschen im Land. Als wir unsere erste Schule eröffnet haben, nach einem Jahr Stillstand, konnten es die Kinder kaum glauben. Da das Regime auch Schulen bombardiert, mussten wir in Keller und andere sichere Orte ausweichen.“

„Wir wollen die Kinder so gut wie möglich vor Gewalt und Krieg schützen“, erklärt Hayma, „und Religion und Politik von ihnen fernhalten.“ Ziel sei es, ihnen ihre Rechte, Kinder- und Menschenrechte zu vermitteln und die Fähigkeit, sie zu verteidigen. So sei die friedliche Revolution gegen Assad noch lebendig:

„Als der Waffenstillstand begann, sind die Menschen von Neuem auf die Straße gegangen, und haben für die Freiheit getanzt und gesungen. Das heißt, sie haben die Hoffnung nicht aufgegeben. Und wann immer nicht geschossen und nicht bombardiert wird, werden sie wieder protestieren. Darum glaube ich, dass das, was wir 2011 begonnen haben, nicht sterben wird.“

"Wir sind noch immer viele", sagt Hayma, und kämpfen für das, woran wir glauben. Die Medien starren gebannt auf die Extremisten, und ignorieren den Teil des syrischen Volkes, der sich seit fünf Jahren - friedlich - gegen das Regime auflehnt.