Umfragen vor Stichwahl ignorieren?
Die Meinungsumfragen vor der Bundespräsidentschaftswahl und das Ergebnis vom Wahlabend haben wenig miteinander zu tun gehabt. Sollten nun in den nächsten vier Wochen bis zur Stichwahl Umfragen ignoriert werden? Eine zentrale Rolle spielen jedenfalls die Medien, die Meinungsumfragen in Auftrag geben und darüber berichten. Der Politikwissenschaftler Fritz Plasser empfiehlt mehr Zurückhaltung, mehr Transparenz und weniger Sensationsgier.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 25.4.2016
"Fliegen im Nebel auf Sicht"
"Fliegen im Nebel auf Sicht", so fasst der Meinungsforscher Peter Hajek von public opinion strategies das Problem der Wahlumfragen zusammen. Vielleicht solle man das knapp vor einer Wahl sein lassen. "Die Meinungsforschung können sie dafür gewinnen, dass man sagt, drei Wochen vor der Wahl keine Sonntagsfrage mehr", so Hajek. Er wäre dabei, vielleicht seien auch andere Meinungsforscher dabei, und die Medien.
Wobei ein Umfrageverbot etwa durch soziale Medien leicht umgangen werden könne, sagt Eva Zeglovits vom IFES Institut. Sie spricht sich für eine Definition von Qualitätsstandards aus. "Das ist hier nicht nur eine Frage, wie Umfragen gemacht werden, sondern auch wie darüber berichtet wird", betonte Zeglovits.
Sensiblerer Umgang mit Daten gefordert
Einen anderen Umgang mit Umfragen empfiehlt auch Wahlforscher Christoph Hofinger vom SORA- Institut, das auch vom ORF beauftragt wird. In anderen Ländern könne 14 Tage vor der Wahl nichts mehr veröffentlicht werden. "Aber dann haben wir erst recht das Problem, dass wir mit den veralteten Umfragen im Kopf zur Wahl gehen", gibt Hofinger zu Bedenken. Es müsse offen diskutiert werden, was Umfragen können und was nicht.
Erklären, wie unsicher Umfragen sind, das fordert auch Politikwissenschaftler Plasser. "Das Datenbild wird in der redaktionellen Aufbereitung wird es dramatisiert, zugespitzt, manchmal sogar sensationalistisch eingesetzt", so Plasser. Hier werde kaum Rücksicht genommen, wie sensibel diese Datenbilder sind. Auch Plasser ist gegen ein Umfrageverbot für Medien und warnt vor Manipulation der Parteien.