Ausgewählte Gedichte von Jan Wagner
Selbstporträt mit Bienenschwarm
Für seinen Lyrikband "Regentonnenvariationen" wurde Jan Wagner 2015 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik ausgezeichnet. Nun hat er Gedichte aus den Jahren 2001 bis 2015 zum Band "Selbstporträt mit Bienenschwarm" zusammengestellt. Ö1 hat den Autor gesprochen.
8. April 2017, 21:58
"Präzise, ausgefeilte, mit Sprachkraft, Witz und Raffinesse ausgearbeitete Texte"
Jan Wagner, Jahrgang 1971, ist das seltene Kunststück gelungen, mit Lyrik ein großes Publikum anzusprechen, ohne deshalb Befindlichkeitsdichtung im Fahrwasser von Erich Kästner oder Erich Fried in die Welt zu setzen.
Zitat
der zug hielt mitten auf der strecke. draußen hörte
man auf an der kurbel zu drehen: das land lag still
wie ein bild vorm dritten schlag des auktionators.
…
(aus "hamburg - berlin")
Dieses Gedicht entstammt dem Band "Probebohrung im Himmel", dem 2001 herausgekommenen ersten Gedichtband von Jan Wagner. Dieser belegt bereits: Der Autor ist nicht auf eine lyrische Schreibweise festzulegen und nicht auf ein bevorzugtes Thema oder Sujet. Im Gegenteil, er liebt das Spiel mit unterschiedlichsten Formen - und schreibt Gedichte über Reisen, Orte und Landschaften, Pflanzen und Tiere, Jahreszeiten und Wetterlagen.
Jan Wagner
"Ich glaube, ein Dichter nimmt alles wahr, was um ihn herum passiert, und zwar alles an Schönheiten, Absurditäten und an Dunkelheiten und Schrecken. All das geht ins Gedicht ein, aber es wird anders verarbeitet. Das heißt, selbst da, wo nicht offensichtlich die Welt um uns herum eine Rolle spielt, weil eben ein Teebeutel geschildert wird, heißt das nicht, dass die Welt vergessen wäre. Sie wird nur anders dargestellt und anders verarbeitet. Das Gedicht lädt ein, die Welt anders zu sehen."
Service
Jan Wagner, "Selbstporträt mit Bienenschwarm - Ausgewählte Gedichte 2001 bis 2015", Hanser Verlag