"Fallen Angels" - Bob Dylan als Frohnatur

Bob Dylan durchquert auf seinem 37. Studioalbum "Fallen Angels" die amerikanische Musikgeschichte auf den Spuren seines Idols Frank Sinatra.

Morgenjournal, 20.5.2016

Am 24. Mai feiert Musikerlegende Bob Dylan seinen 75. Geburtstag. Bereits heute erscheint sein bereits 37. Studioalbum, "Fallen Angels". Darauf covert Dylan einmal mehr Evergreens aus dem Great American Songbook. Damit setzt er ein Projekt fort, das er letztes Jahr mit dem Album "Shadows in the Night" begonnen hat, als er sich auf den Weg machte, die amerikanische Musikgeschichte auf den Spuren seines Idols Frank Sinatra zu durchqueren.

Wieder sind es die Balladen, die es Bob Dylan angetan haben. Doch während auf dem Vorgänger-Album der kühle Wind der Melancholie durch Dylans Interpretationen wehte, scheint der schwermütige Troubadour nun die tief vergrabene Frohnatur in sich entdeckt zu haben. Die Songs werden mit einem spitzbübischen Augenzwinkern zum Besten gegeben und wer bei "That old black Magic" ganz genau aufpasst, hört sogar wie Dylan im Refrain ein kurzer Lacher auskommt. Bei der Auswahl der Songs ging Bob Dylan weit in der Musikgeschichte zurück. So stammt die älteste Nummer "It had to be you" aus dem Jahr 1924.

In eine andere musikalische Sprache übertragen

Bei vielen der Songs scheint es sich auch um Kindheits- und Jugenderinnerungen Dylans zu handeln. Der jüngste Song, "All the way" stammt etwa aus dem Jahr 1957, Dylan war damals 16 Jahre alt und dürfte den Song das erste Mal im Kino erlebt haben. Im Musik- und Mafiafilm "Schicksalsmelodie" sang Hauptdarsteller Frank Sinatra "All the way", der Song gewann damals den Oscar. Im Vergleich dazu ist Bob Dylans aktuelle Interpretation mit ungewohnt viel Samt in der rauen Stimme.

Eigentlich ist es gar keine Interpretation dieser Evergreens, die Bob Dylan auf "Fallen Angels" liefert. Viel näher kommt man der Sache, wenn man sie als Übersetzungen in eine andere musikalische Sprache betrachtet. Aus der Welt der Big Bands, Tanzhallen und Bügelfalten holt er die Songs nämlich nach Hause nach Dylan-Land. Die opulenten Streicher schickt er dazu in die Wüste, wo sie von einer staubigen Steel-Guitar abgelöst werden.

Endlich nur Sänger

Viel zu lange musste Dylan als Symbol und Sprachrohr für die verschiedensten Religionen und Bewegungen geradestehen. Jetzt genießt er es hörbar, endlich einmal nur Sänger sein zu dürfen, der mit staubigen Stiefeln und staubiger Stimme durch die Songs anderer schlendert.

Vor kurzem erklärte Keith Richards: Ich würde mit Bob überall auftreten. Im Himmel oder auch in der Hölle. Wie es aussieht, dürfte dieses Großereignis doch noch im Diesseits stattfinden: Das "Desert Trip" betitelte Spektakel soll von 7. bis 9. Oktober in Kalifornien über die Bühne gehen und neben den Rolling Stones und Bob Dylan werden auch Paul McCartney, Roger Waters, Neil Young und The Who mit von der Partie sein. Wer es nicht nach Kalifornien schafft oder nicht bereit ist 170 Euro für die günstigste Karte hinzublättern, das neue Bob-Dylan-Album "Fallen Angels" ist ab heute im Handel erhältlich.

Service

Bob Dylan