Von Najem Wali
Erinnerungen an Bagdad
Die Hauptstadt des Irak war einst eine Stadt der Kaufleute, der Wissenschaftler und Künstler, so international und chic wie London und Paris. Der Exil-Iraker Najem Wali verbindet die Geschichte Bagdads mit persönlichen Erinnerungen und setzt den Bildern der Verwüstung die Bilder einer blühenden Weltstadt entgegen. Sein Buch mit dem Titel "Bagdad" ist soeben erschienen.
8. April 2017, 21:58
Kontext, 20.5.2016
Der Schriftsteller Najem Wali, Jahrgang 1956, geboren in Basra, lebt und arbeitet seit über 30 Jahren in Deutschland, im Vorjahr wurde er für seinen Roman "Bagdad Marlboro" mit dem Bruno-Kreisky-Preis ausgezeichnet. In seinem neuen Buch "Bagdad - Erinnerungen an eine Weltstadt" erzählt der Autor von seiner Beziehung zur irakischen Hauptstadt. Mehrere Hundert Kilometer entfernt aufgewachsen, spürt er von klein auf eine eigenartige Sehnsucht nach der 5-Millionen-Menschen-Metropole am Ufer des Tigris.
Najem Wali legt hier einen überaus poetischen Text vor, blumig die Sprache, manchmal vielleicht zu sehr. Dem Leser wird einiges abverlangt, denn immer wieder springt der Autor von einem Jahrhundert in ein anderes, zitiert eine Menge arabischer Gelehrter, verliert sich vereinzelt in zu vielen Details. Die politischen Entwicklungen des Landes fließen immer wieder in den Text ein, der sich einmal schwelgerisch und nostalgisch, dann wieder knapp und erschreckend offen zeigt.
23 Jahre sollte Najem Wali seine Traumstadt nach seiner Flucht nicht wiedersehen, erst im Jahr 2003 kehrte er erstmals zurück, fand die Stadt seiner Kindheit und Jugend aber nicht mehr. In seinem Buch "Bagdad - Erinnerungen an eine Weltstadt" lässt er diese unwiederbringliche, faszinierende und eigentümliche Zeit auf eindrucksvolle Weise wieder auferstehen.
Service
Najem Wali, "Bagdad", Hanser Verlag