"Holz Erde Fleisch": Bauern im Film

Die Zahl der Landwirte ist in Österreich seit der Jahrtausendwende um rund ein Viertel gesunken, da Kinder die Betriebe ihrer Eltern nicht mehr übernehmen möchten. Diesem Phänomen geht Sigmund Steiner in seinem Film "Holz Erde Fleisch" nach. Bei der heurigen Diagonale wurde er als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.

Morgenjournal, 1.6.2016

16-Stunden-Arbeitstage, wenig Freizeit und Urlaub, ein Markt, in dem die Konkurrenz immer größer wird. Das Umfeld im bäuerlichen Beruf wird immer schwieriger. Kein Wunder, dass nachfolgende Generationen die Höfe ihrer Eltern nicht übernehmen wollen. Da ringt im Film "Holz Erde Fleisch" ein niederösterreichischer Gemüsebauer um Worte, um Wunsch und Wirklichkeit in Einklang zu bringen.

Da stehen Vater und Sohn auf dem Kartoffelacker, die Körpersprache - die Gesichter voneinander abgewandt - bringt die verschiedenen Haltungen auf den Punkt. Auch der Filmregisseur Sigmund Steiner ist auf einem Bauernhof in der Steiermark aufgewachsen, auch er stand vor der klassischen Entscheidung und votierte gegen eine bäuerliche Existenz.

Persönlicher Blick

Steiners Entscheidung stieß auf Unverständnis bei seinem Vater, ein schweres Zerwürfnis bis zum Kontaktabbruch war die Folge. Der Film verzahnt soziologische und wirtschaftliche Aspekte des Bauerndaseins anhand dreier Beispiele: ein Wald-, ein Gemüse-, und ein Schafbauer. Beispiele, in denen die Generationenfolge im wörtlichen Sinne mehr oder weniger geglückt ist, jedenfalls beim Waldbauern. Im Kern wird der Film aber durch den vorbehaltlos persönlichen Blick von Sigmund Steiner zusammengehalten: "Ich hatte da keine Bedenken, denn ich glaube, dass nur ein Film, der mir selbst nahe ist auch anderen nahe gehen kann", meint Steiner.

Kontemplative Stimmung

Schuld, Vergänglichkeit, Verpflichtungen - anderen gegenüber, aber auch sich selbst -, die Relativierung von Besitz: Sigmund Steiner bearbeitet seine Themen ohne ständig mit dem Finger auf sie zu zeigen. Schon im Titel "Holz Erde Fleisch" manifestiert sich eine gewisse Bodenständigkeit, immer wieder gebrochen durch eine kontemplative Stimmung, durch behutsame Off-Kommentare, durch die ruhige Kameraarbeit, durch Bilder, die zwar die Schönheit einer banalen Natur offenbaren, aber keinesfalls zur Romantisierung des Berufsbilds taugen.