Gedichte und Briefe 1909-1910
Mandelstam, Heidelberg
Wie viele Russen, die im Zarenreich vom Studium ausgeschlossen waren, studierte auch der Dichter Ossip Mandelstam (1891 bis 1938) in Heidelberg. Zahlreiche Gedichte und Briefe aus dieser Zeit hat Ralph Dutli erstmals übersetzt und im russisch-deutschen Band "Mandelstam, Heidelberg" herausgebracht.
8. April 2017, 21:58
Service
Ralph Dutli, "Mandelstam, Heidelberg - Gedichte und Briefe 1909-1910", mit einem Essay über deutsche Echos in Ossip Mandelstams Werk: "Ich war das Buch, das euch im Traum erscheint", Wallstein Verlag
Heidelberg - Ossip Mandelstam. Wort und Schicksal
14. Mai bis 17. Juli 2016 in der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte
Bevor Ossip Mandelstam einer der größten russischen Lyriker des 20. Jahrhunderts wurde, erprobte er seinen Stil und seine Haltung. Dennoch zeigen die Gedichte des Achtzehnjährigen eine Fertigkeit, die den späteren Meister im Ansatz schon sichtbar werden lässt. Noch stand er im Bann der Symbolisten. Schon probierte er aus, wie er seine Gedichte dem eigenen Erleben, dem traurigen Scheitern der Liebe etwa und der Gewöhnlichkeit des Alltags öffnen könnte.
Ralph Dutli, der unermüdliche Vermittler in Sachen Ossip Mandelstam, hat auch diesmal wieder imponierende Überzeugungsarbeit geleistet. Er versucht den Mandelstam-Ton in unsere Sprache und Zeit zu retten, indem er auf der Beibehaltung der Endreime besteht. Jedem Gedicht stellt er eine Interpretation bei, die Querbeziehungen zum Werk herstellen. Das macht Veränderungen und Entwicklungen sichtbar.
Unter Stalins Terrorherrschaft mochte Mandelstam nicht schweigen, ein kritisches Gedicht auf den Tyrannen kostete ihm das Leben. Er war noch keine 48 Jahre alt, als er in einem Durchgangslager des Gulag bei Wladiwostok, wo er sich auf dem Weg zu fünf Jahren Arbeitslager befand, einen grausamen Tod starb.