Debütroman von Gert Jonke

Geometrischer Heimatroman

Was machen die Menschen mit der Sprache, und was macht sie mit den Menschen? Das zeigte der 23-jährige Gert Jonke eindrucksvoll in seinem 1969 erschienenen Debüt. Nun liegt eine Neuausgabe vor. Ö1 hat die Herausgeberin Anke Bosse getroffen.

Gert Jonke

Gert Jonke

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

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Gert Jonke, "Geometrischer Heimatroman", herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Anke Bosse, Jung und Jung, 2016

Der "Geometrische Heimatroman" bereitet ein großes Lesevergnügen, das sich allerdings nur dann einstellt, wenn man Irritation als etwas Positives und sehr Produktives sehen kann. Jonkes Werk irritiert im besten Sinn des Wortes - und zwar in der bewussten Enttäuschung von Erwartungen.

Hügel werden als verschobene Sinus- oder Cosinuskurven beschrieben; das Seil, auf dem ein Künstler tanzt als "schwarzer strich" im "geometrischen luftort" über dem Brunnen. Irritation entsteht aber vor allem dadurch, dass kaum klar ist, wer gerade spricht, was wahr ist und was nicht.

1969 gelang Gert Jonke mit dem "Geometrischen Heimatroman" der literarische Durchbruch. Abgeschlossen waren Texte für ihn allerdings auch dann nicht, wenn sie schon längst gedruckt waren. Auch diesen Text hat er überarbeitet. Die Neuauflage ermöglicht eine Zeitreise zu den literarischen Anfängen des Sprachkünstlers.

Jonke war 1977 der erste Gewinner des Ingeborg-Bachmann-Preises. Die vierzigste Ausgabe beginnt am Mittwoch in Klagenfurt. Einen Rückblick auf vier Jahrzehnte Wettlesen offerieren wir Ihnen in den Radiogeschichten von Montag bis Freitag. Morgen, am Montag, erfahren Sie etwas über den ersten und von Anfang an umstrittenen Bewerb im Jahr 1977. Um 11.40 Uhr in den "Radiogeschichten".