Röntgen-Wartezeiten: "Politik muss dreinfahren"

"Die Politik muss da dreinfahren", so scharf formuliert es Gerhard Aigner, Sektionschef im Gesundheitsministerium. Anlass sind Wartezeiten von bis zu acht Wochen für Krebspatienten bei Röntgeninstituten. Die Situation sei unerträglich für lebensbedrohlich erkrankte Patienten. Hintergrund seien finanzielle Argumente und zu lange dauernde Verhandlungen zwischen Krankenkassen und Wirtschaftskammer.

Mittagsjournal, 27.6.2016

"Warten bis Krebs nicht mehr heilbar ist"

„Das geht nicht, dass Menschen, bei denen eine tödliche Diagnose droht, warten müssen bis sie nicht mehr heilbar sind“, sagt der Sektionschef im Gesundheitsministerium Gerhard Aigner. Vor allem in Wien und Niederösterreich scheine es da organisatorische Mängel zu geben. In anderen Bundesländern gebe es dieses Problem nicht. Offenbar gehe es auch ums Geld, Aigner spricht von einem „monetären Approach“ der Beteiligten. Die Krebshilfe hatte im Ö1-Morgenjournal Alarm geschlagen, die Wartezeiten für Krebspatienten auf Untersuchungen in Röntgen-Instituten würden bis zu acht Wochen dauern.

Verhandlungen über "dringende Fälle"

„Wir sind nun in intensiven Gesprächen, wo wir einiges klarstellen wollen“, sagt Sozialversicherungs-Vertreter Bernhard Wurzer. „Das eine ist: Jeder dringende Fall – und eine Krebsdiagnose ist ein dringender Fall - muss so rasch wie möglich zur Untersuchung drankommen, da gibt es kein warten lassen oder auf den Privatbereich verweisen.“ Patienten sollten beim Vereinbaren des Termins ihre Diagnose genau schildern, rät Wurzer. Sie sollten sich wehren, wenn sie lange warten müssen. Sie könnten sich auch an die Krankenkasse wenden, damit die den Fall mit den Instituten abklärt.

Volksanwalt will Regelung per Gesetz

Volksanwalt Günther Kräuter fordert nun aber vom Gesundheitsministerium eine gesetzliche Lösung. Und Sektionschef Aigner formuliert: "Die Politik muss da dreinfahren." Die Leistungsträger seien auch verpflichtet, Leistungen zu erbringen.

"Spitäler lagern Untersuchungen aus"

Wirtschaftskammer-Vertreter Martin Gleitsmann glaubt eine Ursache für das Problem zu kennen: Die öffentlichen Spitäler in Wien hätten Untersuchungen zunehmend in den niedergelassenen Bereich ausgelagert. „Dadurch ist es zu einem starken Anstieg gekommen und das spießt sich natürlich mit der zwischen Sozialversicherung und Instituten vereinbarten Deckelung aller Untersuchungen“, sagt Gleitsmann.

Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) und die Wiener Gesundheitsstadträtin
Sonja Wehsely (SPÖ) waren vorerst nicht für Interviews erreichbar.