Ärzteausbildung stockt

Wer in Österreich Arzt werden will, braucht dazu auch eine Ausbildung im Spital. Doch an diesen Ausbildungsstellen mangelt es derzeit, beklagt der Hauptverband der Sozialversicherungsträger. Den Grund dafür sieht der Hauptverband bei der Ärztekammer, die seit der Ausbildungsreform viel zu wenig Stellen für angehende Ärzte bewilligt habe.

Morgenjournal, 20.7.2016

Ärztekammer bremst

Seit rund einem Jahr werden Ärztinnen und Ärzte nach einem neuen Schema ausgebildet. Nach dem Medizinstudium absolvieren sie eine neun monatige Basisausbildung in Spitälern, danach müssen sie sich entscheiden, ob sie Allgemeinmediziner oder Facharzt werden wollen. Der Großteil der mehrjährigen Ausbildung findet in beiden Richtungen wiederum im Spital statt.

Doch genau für diesen Teil der Ausbildung fehlten nun die nötigen Stellen, kritisiert Bernhard Wurzer, Generaldirektorstellvertreter im Hauptverband der Sozialversicherungsträger. Derzeit sind knapp 740 Jungärzte in der Basisausbildung. Seit März sind die ersten fertig und sie bräuchten nun die Ausbildungsstelle zum Allgemeinmediziner oder Facharzt, doch erst ein Bruchteil der notwendigen Stellen sei bewilligt, so Wurzer. Von 2.000 Ausbildungsstellen sind nicht einmal noch 100 bewilligt. Damit hängen die Ärzte in der Luft, sagt Wurzer.

Turnusärzte ohne Netz

Beantragt werden die Ausbildungsstellen von den jeweiligen Spitalsträgern oder Krankenhäusern, bewilligt werden müssen sie von der Bundesärztekammer, die für die Ausbildung der Ärzte zuständig ist. Landes- und Bundesärztekammer prüfen, ob die Stelle den Kriterien nach dem neuen Ausbildungsgesetz entspricht, dann erlässt die Bundesärztekammer einen Bescheid. Und dieser Vorgang gehe viel zu schleppend voran, kritisiert Bernhard Wurzer vom Hauptverband, es gab schließlich ein Jahr Vorbereitungszeit.

Viele Turnusärzte würden jetzt die Ausbildung zum Allgemeinmediziner oder Facharzt auf einer nichtbewilligten Stelle beginnen und nicht wissen, ob die Ausbildung später angerechnet wird, so Wurzer. Sein deutlicher Appell an die Ärztekammer: rasch für die Ausbildungsstellen zu sorgen.

Notfalls müsse die Ärztekammer eben auch einen Schichtbetrieb einlegen, fügt Bernhard Wurzer vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger hinzu.