Gewalt in Süddeutschland

Würzburg, München, Reutlingen, Ansbach - diese Orte stehen für vier blutige Gewalttaten, die Süddeutschland in nur einer Woche erlebt hat - drei davon in Bayern. Es begann mit einem Axtattentat im Zug, ging weiter mit dem blutigen Amoklauf, dann eine Messerattacke. Kaum wusste man davon, kam gestern Nacht die Nachricht von einer neuen Bluttat in der bayerischen Kleinstadt Ansbach: Dort hat sich ein 27jähriger syrischer Flüchtling bei einem Musikfestival in die Luft gesprengt. 12 Menschen sind verletzt, drei davon schwer.

Ermittler der Polizei

APA/dpa/Daniel Karmann

Mittagsjournal, 25.7.2016

Terror in Ansbach

Am Anfang hatte die Polizei noch vorsichtig von einer Gasexplosion gesprochen und ließ dadurch zunächst ein Unglück vermuten. Stunden später wird klar: Terror und Gewalt haben jetzt auch die beschauliche Stadt Ansbach erreicht, die Innenstadt, wo der mutmaßliche Täter zunächst versucht hat, auf das Gelände des Festivals zu kommen, abgewiesen wird, weil er keine Eintrittskarte hat, und dann in der Nähe des Eingangs seine im Rucksack versteckte Bombe zündet, dabei sich selbst tötet und 12 Menschen verletzt. Mit einer Bombe, wie man sie von Selbstmordattentaten kennt, was den bayerischen Innenminister Joachim Hermann noch in der Nacht auf einen islamistischen Hintergrund tippen lässt.

Der junge Syrer ist vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen. Vor einem Jahr wurde seine Asylanfrage abgelehnt, er wurde aber nicht abgeschoben, weil das nicht geht, solange in Syrien Krieg ist. Am Vormittag wurde bekannt, dass er nach Bulgarien gebracht werden sollte.

Der 27-Jährige war mit anderen Asylwerbern in einem ehemaligen Hotel in Ansbach untergebracht. Die Polizei hat in dem Gebäude mittlerweile zahlreiche Gegenstände beschlagnahmt. Ein Beamter des städtischen Sozialamtes, wo der junge Syrer mehrfach wegen sozialer Leistungen vorsprach, beschreibt den Mann als "freundlich, unauffällig und nett."

Laut Innenminister Joachim Hermann war er psychisch labil und soll mindestens einmal in ein Drogendelikt verwickelt gewesen sein. Aus diesem Grund, weil er suizid-gefährdet war, geht die bayerische Polizei bis jetzt noch sehr vorsichtig mit der Frage um, ob das Tatmotiv wirklich religiös-islamitisch war oder nicht.

Gesucht wird auch nach dem Handy des Täters, mit dem er laut Augenzeugen vor seiner Tat telefoniert haben soll. Das würde die Frage nach Komplizen oder Hintermännern aufwerfen, neben vielen anderen Fragen, die im Raum stehen: Wer hat die Bombe gebaut, woher stammt das Material - und nicht zuletzt: was bedeutet dieser neuerliche Wahnsinn für die Flüchtlingsdebatte.