Immer mehr Wahlärzte

Die SPÖ hat gestern Wert darauf gelegt, dass der Vorschlag ihres Gesundheitssprechers Erwin Spindelberger, den Kostenersatz für den Wahlarzt zu streichen, um damit zusätzliche Kassenverträge zu finanzieren, nicht die Parteilinie der Sozialdemokraten sei. Es scheint, als würde das Gesundheitssystem ohne das Wahlarzt-System nicht funktionieren.

Morgenjournal, 4.8.2016

Vor allem Fachärzte

Immer mehr Wahlärzte, immer weniger Kassenärzte, von dieser Entwicklung sprechen Ärztekammer, Politiker, Patienten, aber: wie schauen die konkreten Zahlen dazu aus?

Beginnen wir bei den Kassenärzten: Da gibt es vom Sozialversicherungs-Hauptverband Zahlen über die Entwicklung bei den Vertragsärzten. 7.215 von ihnen gab es demnach Anfang des Vorjahres, um 274 mehr als im Jahr 2000. Das heißt, es gab sehr wohl einen Anstieg bei den Vertragsärzten. Die Zahlen im Detail zeigen aber auch, dass sich bei den Allgemeinmedizinern fast nichts geändert hat, das Plus kommt vor allem aus dem Bereich der Fachärzte, hier gab es einen Anstieg von knapp 3.000 auf 3.200. Bei den Wahlärzten gab es einen konstanten Anstieg, derzeit sind es österreichweit etwas mehr als 10.000.

In diesem Zeitraum ist aber auch die Bevölkerung gewachsen. Dieses Argument hört man etwa von der Wiener Ärztekammer: 40.000 Menschen mehr seien zu versorgen, argumentiert man dort, ohne Wahlärzte sei das nicht zu bewältigen. Noch dazu würden die Kassenärzte unter dem hohen Aufwand an Bürokratie leiden und zu wenig Zeit für die Patienten haben.

Dass ein Wahlarzt oder eine Wahlärztin mehr Zeit hat, das sei das Hauptargument für die Patienten, verweist die Kärntner Ärztekammer auf eine Umfrage, für 41 Prozent sei das am wichtigsten. Und die eingereichten Rechnungen bei der Gebietskrankenkasse würden zeigen, dass an jedem Werktag im Durchschnitt 1000 Kärntner einen Wahlarzt aufsuchen.

Seit 2005 gibt es in Österreich die Möglichkeit, dass Vertragsärzte eine Gruppenpraxis aufmachen. Geben soll es auch sogenannte Primärversorgungszentren, in denen Ärzte und Vertreter anderer Gesundheitsbereiche eng zusammenarbeiten würden. Die bisher letzte Verhandlungsrunde darüber Ende Juli hat kein Ergebnis gebracht.