Ahu Dural, Bildende Kunst
1984 geboren in Berlin, lebt und arbeitet in Wien
9. September 2016, 15:40
Kommentar der Künstlerin
In ihrer großen Vielfalt und ihren komplexen Umsetzungen sind die Arbeiten Ahu Durals stets das Resultat einer Auseinandersetzung mit der Zeichnung und der dadurch ermöglichten körperlichen Einschreibung in das Material. Der Künstlerin wurde nach dem Studium für Illustratives Zeichnen das Medium schnell zu eng. Mit Beginn des kürzlich absolvierten Studiums der Performativen Kunst – Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien widmet sie sich endlich auch dem Dreidimensionalen. Seither nutzt sie vor allem das Medium der Installation und der Collage für Ihre raumgreifenden Arbeiten. Ihre Kunstwerke weisen einen zeichnerischen Zugang auf, ihre Ausführungen arbeiten sich oft an einer grafische Perspektive ab. Andererseits beschäftigt sich die Künstlerin mit dem Verhältnis von Kunstgeschichte, Architektur und Gender. Dabei stehen immer Fragen der Identität und deren Neuzuschreibungen im Fokus ihres Werks.
PRIVAT
SHE IS ALMOST ATTACHED TO THE WALL, VAR. 01, 04
Collagenserie von 8, 150 × 270 cm, Papier, Bleistift, Ölpastelwachs, Acryl, Buchbinderleim, 2016
Den Titel von Ahu Durals Arbeit kann man einerseits wörtlich verstehen (attached — an etwas befestigt; an etwas/jemanden hängen). Vor allem ist er aber inspiriert von Gedanken aus Beatriz Colominas "Privacy and Publicity", in denen sie kritische Gendertheorien zur Architekturfotografie im Zusammenhang mit Charlotte Perriand und Le Corbusier erläutert und auf männlich dominierte Wahrnehmungsmuster eingeht.
Die Arbeit ist Ergebnis der Notwendigkeit produktiven Tuns als künstlerisches Handeln. Handhabung und Bearbeitung von Material durch sich wiederholende Arbeitsmuster, das Einschreiben des eigenen Körpers in dieses sind bewusster Teil der Vorgehensweise. So steht das gewählte Bildformat in Relation zum Körper der Künstlerin. Es entspricht etwa dem Aktionsradius ihres Körpers inklusive der verfügbaren Zeichenwerkzeuge.
Bei der Serie handelt es sich um großformatige Collagen, alles Variationen desselben Bildmotivs. Ein gemalter Vordergrund collagiert auf einem gezeichneten Hintergrund. Der Zeichenstrich ist schnell und flüchtig. Im Kontrast zu den massiven und schweren Vordergrundflächen entsteht der Eindruck räumlicher Tiefe, ein physisch erfahrbarer Sog. Die gemalten Objekte befinden sich in heikler Schieflage und scheinen vor dem gezeichneten Hintergrundrauschen zu schweben. Der/die Betrachter/in wird gleichzeitig angezogen, abgestossen und muss sich positionieren.
PRIVAT
BECOMIN' ALIVE BY EILEEN
(Paravent über Tresen )
Detailansichten und Installationsansicht
Installation,150 × 170 × 15 cm, Tusche auf Papier, Metall, Holz, Plexiglas, 2015
"Becomin‘ Alive By Eileen" ist als Teil der Rauminstallation "I Mean These Are All Objects Becomin‘ Alive By Eileen, Charlotte and Janette" entstanden und wurde erstmals während der Vienna Art Week 2015 im Rahmen des Open Studio Days präsentiert.
Der Entwurf eines Paravents der Architektin Eileen Gray liegt als Scherenschnitt über einen Tresen, die Skizze eines surrealistischen Tisches klemmt in einem Display und ein geisterhaftes Aquarell lässt einen Sessel der Designerin Charlotte Perriand erahnen. Der Bezug auf Industriedesign und Architektur, und vor allem dessen selbstbewusste, individuelle Interpretationen von Frauen, die diese in Moderne wie Postmoderne sinnlich und haptisch erfahrbar machten, prägt das künstlerische Denken Ahu Durals.
Bei "Becomin‘ Alive By Eileen" liegt der Schwerpunkt des Interesses an den Verknüpfungen von Zeichnung, Entwurf und Objekt bei Designerinnen oder Architektinnen. Appropriierte eigene Interpretationen loten die Wertigkeiten von Material, Medium und Arbeit aus.
Das geschaffene Raumobjekt ist eine Komposition aus unterschiedlichen Materialien und Medien, die sich gegenseitig kontrastieren, überlagern oder angleichen. Raum funktioniert hier als eine Lage Papier auf der viele Kompositionen möglich sind. Bedeutungen, Funktionen und Zuschreibungen verschieben sich so und werden neu aufgedeckt.
ANATOLIAN BORDERS
Animationsfilm, Stopmotion, 8 Minuten, 16:9
2014
"Anatolian Borders" ist ein autobiografischer Animationsfilm über den Herkunftsort der Familie der Filmemacherin. Interviews mit Angehörigen der Familie, während eines Aufenthaltes in der Stadt Iğdir, werden zur Grundlage der Erzählung. Großvater und Vater der Erzählerin geben einen persönlichen Einblick in die Geschichte des Ortes. Das Gebiet am Ararat Berg und die östliche Staatsgrenze der Türkei erfährt die Filmemacherin in einem neuen Kontext. Ein persönliches und gesellschaftspolitisches Portrait über einen Ort an der Grenze zu Armenien und dem Verhältnis zur eigenen Geschichte, wird in Anatolian Borders behandelt und schrittweise entdeckt.
Arbeitsvorhaben
Durch meine Recherchen zu Eileen Grays Häusern E1027 und Tempe A Pailla hatte ich bereits einige Arbeiten mit Bezügen zu Entwürfen von Architektinnen geschaffen.
Ich möchte mich weiterhin innerhalb meiner Themenfelder Architektur und Gender, Identität mit kunstgeschichtliche Bezügen widmen im Medium Collage, Film und Installation.
Meine Projekte sind stets sehr arbeitsintensiv. Ich produziere teilweise seriell, teilweise erstelle ich eine raumgroße Installation zu einem Bezug oder ich produziere einen Film oder einen Text.
Ich werde zunächst die Collagenserie erweitern und ein Kunstbuch zu meinen Referenzen und Texten herstellen. Desweiteren plane ich neue installative Arbeit, bei der auch Sound integriert wird.
Website
Universität
AUSBILDUNG
Juni 2016
Diplom Bildende Kunst/Performative Kunst und Bildhauerei, Prof. Monica Bonvicini, Akademie der bildenden Künste Wien, AT
2011 - 2016
Bildende Kunst/Performative Kunst und Bildhauerei, Prof. Monica Bonvicini, Akademie der bildenden Künste Wien, AT
2014
BA Bachelor of Arts Visuelle Kommunikation und Kunst und Medien, Prof. Henning Wagenbreth, UdK Berlin, DE
2009 - 2010
Visuelle Kommunikation, BtK, Berlin, DE
2009
Erasmus-Praktikum-Programm, Leonardo da Vinci, Visual Arts, Istanabul, TR
2007-2008
Architektur-Assistentin, Bauprojekt Xenos, Baerwaldbad Berlin, DE
2006-2009
Freelance Work as Illustrator, Berlin, DE und Istanbul, TR
2004-2005
Innenraumgestaltung, Ulrike Scheer, Berlin, DE
2003-2004
Soziologie, Kunst- und Kultursoziologie (Kulturelles Feld Theater, Feldforschung nach Pierre Bourdieu) bei Prof. Frithjof Hager, Indische Kunstgeschichte, Freie Unniversität, Berlin, DE
PREISE
2014-03 - 2016
Förderstipendium der Akademie der Künste, Wien, AT
2014
Preis Best Austrian Animation Festival
Preis der ersten Wettbewerbsrunde für Magdas Hotel, Fassadenprojekt, Wien, AT
Salzburg Summer Academy Scholarship, Salzburg, AT
Projektförderung der ÖH, Wien, AT
2013
Projektförderung der ÖH, Wien, AT
Preis vom Institut für Gleichbehandlungsfragen der Akademie der Künste Wien, AT
2012-03 - 2016
Stipendium, Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Postdam, DE
2012
Projektförderung Akademie der Bildenden Künste Wien, AT
AUSSTELLUNGEN
Einzelausstellungen
16.11.2015 - 01.12.2015
"I Mean, These Are All Objects Becomin' Alive By Charlotte, Eileen and Janette", OSD, Vienna Art Week, AT
17.07.2014 - 22.07.2014
"Somebody Dance With Me" - Aquarium Ausstellungsraum, Akademie der bildenden Künste Wien, AT
23.01.2013 - 22.02.2013
"A Drawing is A drawing - Aquarium Ausstellungsraum, Akademie der bildenden Künste, Wien, AT
17.10.2012 - 18.11.2012
"Die Geburt der Venus", Hallway Gallery, Wien, AT
Gruppenausstellungen
2016-07
"Is My Head A Hotel?", Betakonext, Berlin, DE
2016-06
Diplomausstellung, Bildhauereigebäude der Akademie der Künste, Wien, AT
2016
"New Terrain", Räume der Akademie des Österreichischen Films, Wien, AT
"Work Of Art", This is The Bar-Work by Collective With A Bar, Artist Run Space, Schleifmühlgasse 12-14, Vienna, AT
"Konform", Fachmarktzentrum Alte Post, Lemgo, DE
"Our Hands Are Feet", Projektraum Lotte, Stuttgart, DE
"To Take On Stage", Lecture Performance, Wien, AT
2015
"Our Hands Are Feet", Syndikoop, Wien, AT
"Our Hands Are Feet, Mmikki Burg, Dresden, DE
"Body Of Work", V8 Plattform für neue Kunst, Performative Reading - "On Your Own In A Group" Karlsruhe, DE
"Mujeres Alcanando La Luz", Casa Museo del Banco National, Panama, PA
"Video ve er - Biografija", Photon - Centre for Contemporary Photography in Ljubljana, SL
2014
Biografie - WIR II", Fotogalerie Wien, WUK, Wien, AT
Salzburg Summer Academy Exhibition, Salzburg, AT
"An On-Going Project", Kubatur des Kabinetts, FLUC, Wien, AT
Kunstraum Super, AT
UBIK Space Annual Exhibition, WUK, Wien, AT
"Sehen und Sagen", Videolounge Le Meridien Hotel und Akademie der Künste, Wien, AT
"Sehen und Sagen", Semperdepot, Akademie der Bildenden Künste Wien, AT
2013
Zine Fair, Kunsthalle Wien im MQ, Wien, AT
"Female Soul at Work", Temporäre Autonome Zone FF, Galerie im Körner Park, Berlin, DE
"Paper Format II", UBIK Space, Wien, AT
"Paper FormatI", Friday Exit, Wien, AT
2012
Udk Medienhaus, Screeing Reenactment und Appropriation Art "Die Geburt der Venus", Berlin DE
2011
"Werk im Werk", Das Werk, Wien, AT
2010
"37 x NOW", Galerie im Regierungsviertel, Berlin, DE
"Paper Girl", The Marketplace Gallery, Albany, New York, US
Convergence NYC Feat. the Paper Girl Project NY, The Armory, Manhatten / New York City, US
"Paper Girl", Dumbo Art Center in Dumbo, Brooklyn / New York City, US
"Tar Art Tar", Café CK, Berlin, DE
2009
"In The Studio", Secil Yayali Atelier, Istanbul, TR
PUBLIKATIONEN
2016
Diplom Künstlerinnenpublikation: Ahu Dural "She Is Almost Attached To The Wall"
2015
Friday Exit Ausstellugskatalog
Ausstellungskatalaog Österreichische Botschaft der Republik Panama
Magdas Hotel Publikation, Wien, AT
"Body of Work", FAK, Karlsruhe, DE
Super Edition #3, Kunstraum Super, Wien, AT/L.A., US
"Biografie" Katalog der Fotogalerie Wien
2014
Friday Exit Ausstellugskatalog
Hallway Gallery Katalog, Wien/Graz, AT
2013
"Female Soul at Work - Fanzine", B-Books, Berlin, DE
"Female Soul at Work - Fanzine", Salon für Kunstbuch/21er Haus, Wien, AT
Filmografie
2014
"Anatolian Borders", Animationsfilm
2013-2014
"Birlikte I Zusammen", Dokumentarfilm
2012-2013
"Die Geburt der Venus", Videoinstallation
