Filmfestspiele Venedig: Getrübter Glanz

Am Mittwoch beginnen wieder die Filmfestspiele von Venedig. Aus 20 Filmen wird die Jury unter dem Vorsitz des britischen Regisseurs Sam Mendes den Gewinner des Goldenen Löwen auswählen. Auf der Gästeliste des Festivals stehen prominente Namen wie Ryan Gosling, Emma Stone, Mel Gibson und Brad Pitt. Der Glanz wird jedoch durch das Erdbeben in Mittelitalien getrübt.

Venezianische geflügelte Löwen

APA/AFP/ALBERTO PIZZOLI

Mittagsjournal, 29.08.2016

Das amerikanische Kino ist so präsent wie schon lange nicht mehr: Allein sechs Beiträge aus den USA, also fast ein Drittel, konkurrieren heuer in Venedig um den Goldenen Löwen. Dabei gerät das Festival am Lido in eine Zwickmühle. Einerseits betont Leiter Alberto Barbera unermüdlich, dass Venedig immer noch ein Ort für das anspruchsvolle Autorenkino aus aller Welt, sei andererseits bietet eben das US-Kino jene Starprominenz, die das Festival für viele Besucher, vor allem für Sponsoren und das zahlende Publikum zum Glänzen bringt.

Alberto Barbera ist gespalten. "Das amerikanische Kino repräsentiert das Gute wie das Schlechte am Kino zugleich. Einerseits diese künstlerisch meist seichten, aber kommerziell erfolgreichen Fortsetzungsfilme, andererseits hat das US-Kino eine große Fähigkeit, sich ständig neu zu erfinden, vor allem in der Vermischung von Genres und der Weiterentwicklung der Filmsprache."

Malick: Geschichte des Universums

Zum Beispiel kehrt der Modedesigner Tom Ford, nach "A Single Man", mit dem Thriller "Nocturnal Animals" nach Venedig zurück. Science-Fiction, Politik und Philosophie will der Kanadier Dennis Villeneuve, in seinem Film "Arrival" unter einen Hut bringen: ein mysteriöses Raumschiff landet darin auf der Erde. Altmeister Terrence Malick nimmt sich in seinem Dokumentarfilm "Voyage of Time - Life's Journey" nichts Geringeres als die Geschichte des Universums vor, erzählt von Brad Pitt und Cate Blanchett.

Kusturica, Wenders, Ozon

Emir Kusturica geht nach langer Spielfilmabstinenz mit "On the Milky Road" ins Löwenrennen, ein im Balkankrieg angesiedeltes Liebesdrama mit Monica Bellucci. Die Fahne der Europäer halten zudem Francois Ozon und Wim Wenders hoch. Der Deutsche hat das Theaterstück "Die schönen Tage von Aranjuez" von Peter Handke für das Kino neu interpretiert.

Österreich am Lido

Österreichs Ulrich Seidl, Stammgast in Venedig, ist auch heuer wieder am Lido zu Gast, im Wettbewerb außer Konkurrenz beobachtet die Doku "Safari" Menschen beim Ausleben ihrer Jagdlust in Afrika. Jedenfalls nichts für Leute mit schwachen Magennerven, so Festivaldirektor Alberto Barbera.

Neben Seidl gibt der österreichische Regisseur Michael Palm mit "Cinema Futures" Einblicke in die Zukunft des Kinos in der Ära des Digitalen. Und der Südtiroler Ronny Trocker wurde in die Filmreihe "Orizzonti" eingeladen: Sein Langfilmdebüt "Die Einsiedler" erzählt vom Schicksal einer Bergbauernfamilie in Südtirol.

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