Brexit: Briten ohne Eile

Es sind nur 27 Staaten heute in Bratislava vertreten, Großbritannien nicht. Denn es geht um den Brexit. Wie es da weitergehen soll, ist nicht ganz klar, denn die britische Regierung hält sich über ihre Pläne bedeckt. Das fängt schon bei der Frage an, wann sie den Austritt beantragen wird. Premierministerin Theresa May legt da keine Eile an den Tag. Überhaupt zeigen sich die Briten ziemlich entspannt.

Morgenjournal, 16.9.2016

Aus London,

Die Briten genießen einen goldenen Herbst, als würde es den Brexit nicht geben, konsumieren fleißig und scheren sich wenig um die Prognosen der Wirtschaftsforscher. Die Stimmung ist erstaunlich gelassen, wenn man bedenkt was für eine Riesenherausforderung auf die Briten zukommt. Seit mehr als 40 Jahren haben sie kein Handelsabkommen mehr ausverhandelt. Wirtschaftsjuristen wie Shanker Singham sind gefragte Leute.

Die britische Regierung benötigt dringend Experten als Berater bei den Brexit Verhandlungen. Es ist ein tückischer steiniger Weg bis zum Gipfel sagt Singham. Ein falscher Schritt und Großbritannien könnte wirtschaftlich abstürzen. Er ist aber optimistisch, dass die Verhandlungen erfolgreich sein werden. Großbritannien importiert jährlich etwa 30 Milliarden mehr Güter und Dienstleistungen aus der EU als es exportiert, das ist ein Verhandlungsvorteil sagt der Wirtschaftsjurist, die EU braucht ein Handelsabkommen mit den Briten.

Die britische Regierung wird versuchen Zölle auf Waren so niedrig wie möglich zu halten oder abzuschaffen. Es ist im Interesse Großbritanniens und der EU Vorschriften und Barrieren einzuschränken, sagt Singham, das garantiert höhere Absätze und mehr Wohlstand. Aber natürlich müssen bei Verhandlungen Kompromisse gefunden werden, alle Branchen kann man nicht zufriedenstellen. Die Aussage von EU Kommissionspräsident Jean Claude Juncker „Großbritannien könne keinen à la carte Binnenmarkt bekommen, hält Singham für politische Kampf Rhetorik, emotionale Reaktionen aus Angst was jetzt geschehen wird.

Der Jurist glaubt, sobald die Verhandlungen beginnen, werden die Bürokraten in Brüssel verstummen, das kommerzielle Interesse hat oberste Priorität. Theoretisch dürfte also nichts schief laufen, wenn alle Beteiligten mit Verstand und im Interesse der Wirtschaft handeln.