Stichwahl im Advent
Die Stichwahl um das Bundespräsidentenamt soll am 4. Dezember wiederholt werden - die Entscheidung zwischen Alexander van der Bellen und Norbert Hofer fällt also am zweiten Adventsonntag. Die sogenannte heiße Phase des Wahlkampfs wird in der kalten Jahreszeit stattfinden. Was bedeutet das für die Themen, für den politischen Stil, die Organisation? Oft hat es in Österreich noch keine Wahlen im Advent gegeben. Ein Beispiel ist die Nationalratswahl 1995, sie hat nur eine Woche vor Weihnachten, am 17. Dezember, stattgefunden.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 17.9.2016
Der Ton wird entscheiden
„Wahlkampf sind wie 10 Jahre Bergwerk“, Brigitte Ederer war 1995 die Wahlkampfleiterin der SPÖ. Dieser Wahlkampf war kurz, nur ein paar Wochen lang: Am 12. Oktober hat die ÖVP unter Wolfgang Schüssel die Koalition bereits nach einem Jahr für vorzeitig beendet erklärt. Advent oder Weihnachten? Darum ging es in der Planung thematisch überhaupt nicht, eher um den Winter im organisatorischen Sinn. Es sei kälter und früh finster, man könne nicht viel im Freien veranstalten, so Ederer. Damals, vor 21 Jahren, wurde noch anders kommuniziert – ohne Internet und Soziale Medien.
Ederer ist mittlerweile ÖBB-Aufsichtsratschefin, damals hat sie den Wahlkampf für SPÖ-Chef Franz Vranitzky gemanagt: Eines der zentralen Themen waren die Pensionen, der Pensionistenbrief gilt als wahlentscheidend.
Für die SPÖ ging die Wahl dann besser aus als erwartet. Vor allem besser, als die ÖVP erwartet hatte. Dort war Otmar Karas Wahlkampfmanager, er erinnert sich zurück: die Regierungsparteien hätten bei der vorgezogenen Wahl entgegen landläufiger Meinung zugelegt.
Wenn nun die Wahlkampfmanager von Hofer und Van der Bellen zwischendurch eine Pause im Wahlkampf wollen, sei das verständlich, sagt Ederer.
Taktisch soll man Angaben von Wahlkampfmanagern nicht überbewerten, sagt Otmar Karas, nun Europaabgeordneter und Mitglied in einem Unterstützungskomitee für Alexander Van der Bellen.
Eine Mischung zwischen vorweihnachtlicher Besinnlichkeit und dem Versuch, die Menschen in der Hektik beim Geschenkeeinkaufen nicht stören zu dürfen - diese Balance muss man schaffen, sagt die Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle:
Jedenfalls werde der Ton entscheidend sein. Die Österreicher wollten sanfte Töne, entsprechend auch dem Amt.
Bei der Wahl 1995, eine Woche vor Weihnachten, hat man wie erwähnt, thematisch keine Rücksicht auf Weihnachten genommen. Die Wahlbeteiligung lag damals bei 86 Prozent und war damit sogar deutlich höher als die bei der Wahl ein Jahr davor im Oktober.