Steinhöfels "Die Mitte der Welt" verfilmt

Als Andreas Steinhöfels Jugendroman 1998 veröffentlicht wurde, war das Buch ein riesen Erfolg. Die Geschichte über Pubertät, Liebe, Freundschaft und Eifersucht wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und in mehrere Sprachen übersetzt. Nach über 15 Jahren wurde "Die Mitte der Welt" endlich verfilmt.

Drei Jugendliche liegen auf einem Ponton

TOM TRAMBOW/ Universum Film

Kulturjournal, 7.11.2016

Vor 15 Jahren hat Jakob M. Erwa den Roman von Andreas Steinhöfel zum ersten Mal gelesen. Damals war er gerade erst im zweiten Jahr der Filmhochschule. Als er das Glück hatte, den Schriftsteller bei einer Lesung in Graz zu treffen, fragte Erwa nach den Filmrechten zum Buch. Der Student blitzte jedoch ab, denn die Rechte an dem Bestseller waren sofort weg, wie sich der Regisseur erinnert.

Dennoch wollte er unbedingt dranbleiben. Schrieb dem Autor jedes Jahr eine E-Mail, telefonierte nach. Und nach acht Jahren, sagte ihm Steinhöfel: "Das wird nichts mit den großen Produktionsfirmen - Jakob, probiere Du Dein Glück."

Jakob M. Erwa fokussierte sich auf der Welt des 17-jährigen Phil. Lässt einem an seinen Gedanken und Gefühlen teilhaben - in seine Vergangenheit blicken und die Welt durch seine Augen sehen. "Das Adaptieren eines erfolgreichen Buches ist nicht einfach, weil man die Leserschaft im Rücken hat und alle glücklich machen möchte", so der Regisseur. "Nachdem wir 'das Herz des Romans' gefunden hatten, konnten wir loslegen."

Loblied an das unangepasste Leben

Was Jakob M. Erwa auskostet - und Momente stehen lässt. Immerhin braucht es Zeit, um sich fragen zu können: Wo ist Phils Mitte der Welt? Ist sie in Amerika, wo Phils etwas zu jung gebliebene Mutter lange gelebt hat? Ist sie sein Vater, den er nie kennen gelernt hat? Seine Zwillingsschwester? Oder das kleine Dorf in Deutschland, wo er in der verfallenen Villa seiner Urgroßmutter lebt, die den klingenden Namen "Visible" - "Sichtbar" trägt?

"Es ist eine Coming-of-Age-Geschichte, nicht nur für Phil, sondern für alle Figuren. Es ist auch ein Loblied an das unangepasste Leben. Ebenso der lockere Umgang mit dem Thema Homosexualität", so Erwa. Das nicht nur durch Phil, sondern auch durch das lesbische Nachbarpärchen noch einmal unterstrichen wird. Theresa ist liiert mit Pascale - gespielt von Nina Proll.

Befreit vom Staub der 90er Jahre, versehen mit Instagram-Filtern und Musik, die die Geschichte ins Jahr 2016 katapultieren, kreiert der Regisseur Jakob M. Erwa ein knapp zwei Stunden langes, spätsommerliches Märchen zum Tagträumen, wie es wohl nur Teenager können.