Leonard Cohen gestorben

Der kanadische Sänger und Songwriter Leonard Cohen ist im Alter von 82 Jahren gestorben.

Leonard Cohen

APA/AFP/JOEL SAGET

You Want It Darker

Der Tod hatte sich angekündigt. "You Want It Darker" hieß Leonard Cohens letztes Album, voller dunkler Anspielungen. Mehr und mehr hatte sich der kanadische Musiker in den vergangenen Jahren aus der Öffentlichkeit in seine bescheidene Wohnung in Los Angeles zurückgezogen. Die Gesundheit wollte einfach nicht mehr mitspielen.

Mit seiner rauchigen Stimme, dem tief in die Stirn gezogenen schwarzen Hut und der ihn stets umgebenden Aura tiefster Melancholie galt Cohen als Phänomen, Legende und einer der herausragenden Songschreiber aller Zeiten. Kollegen und Millionen Fans auf der ganzen Welt trauern um den kanadischen Meister der Melancholie.


Die zweite Karriere

Im Alter war der Liedermacher noch einmal so richtig zurückgekehrt, nachdem er zwischenzeitlich gegen Depressionen gekämpft hatte und jahrelang in einem Zen-Kloster verschwunden war. "Wenn ich von Depressionen spreche, spreche ich von klinischen Depressionen, die der Hintergrund meines ganzen Lebens sind, ein Hintergrund voller Angst und Beklemmung, einem Gefühl, dass nichts richtig läuft, dass Zufriedenheit nicht möglich ist und alle Strategien in sich zusammenfallen", sagte er einmal dem britischen "Guardian". "Ich bin froh, sagen zu können, dass diese Depression sich langsam aufgelöst hat und nie wieder mit derselben Kraft in mein Leben zurückgekommen ist."

Auch aus finanzieller Notwendigkeit, nachdem ihn seine frühere Managerin um millionenschwere Rentenrücklagen betrogen hatte, war Cohen auf die Bühnen der Welt zurückgekehrt. 2012 hatte er mit "Old Ideas" sogar das erfolgreichste Album seiner jahrzehntelangen Karriere herausgebracht.

Ein Literat

Geboren wurde Leonard Norman Cohen 1934 als Sprössling einer wohlhabenden jüdischen Familie in der ostkanadischen Stadt Montreal. Schon als Kind lernte er Gitarre spielen und hatte bald Auftritte in Cafes und Clubs, aber die Musik sollte für ihn lange Zeit Nebensache bleiben. Cohen wollte schreiben, Gedichte und später auch Romane. In den frühen 60er-Jahren zog er sich dafür zeitweise völlig auf die griechische Insel Hydra zurück. Viele seiner Veröffentlichungen wurden von Kritikern gefeiert. 2011 bekam er sogar den spanischen Prinz-von-Asturien-Preis für Literatur.

Aber die Einnahmen aus dem Schreiben reichten nicht zum Leben. "Ich wollte nicht schreiben, um bezahlt zu werden. Ich wollte für das bezahlt werden, was ich schreibe." Also zog Cohen Ende der 60er-Jahre nach New York und nahm die Musik wieder auf - bald mit großem Erfolg. Alben wie "Songs of Leonard Cohen" (1967), "Songs of Love and Hate" (1971) und "Death of a Ladies' Man" (1977) beeinflussten ganze Generationen von Musikern, Songs wie "Suzanne", "So Long, Marianne", "First We Take Manhattan (Then we take Berlin)", "Hallelujah" und "Chelsea Hotel #2" gelten längst als Klassiker. Cohensspirituell-melancholische Songs handeln von verlorener Liebe und Leid, von Todessehnsucht und Gottessuche, sprachlich erinnern sie an polierte Kleinode. "Leute, die ihre Songs im Cafe oder im Taxi schreiben, kann ich nur bewundern - ich habe das nie geschafft."

Leben mit der Depression

Sein Privatleben hat Cohen immer möglichst unter Verschluss gehalten. Bekannt ist lediglich, dass er mit der schwedischen Malerin Suzanne Elrod zwei Kinder hat und vorübergehend mit der Schauspielerin Rebecca De Mornay liiert war. In Los Angeles lebte er mit Tochter und Enkelin zusammen. "Mein Ruf als Frauenheld ist ein Witz", sagte er einmal in einem Interview. "Er hat mich dazu gebracht, mich bitter durch die zehntausend Nächte zu lachen, in denen ich alleine war."

Mit dem Alter sei er gnädiger mit sich selbst umgegangen, sagte Cohen in einem seiner letzten Interviews dem Magazin "New Yorker". "Man hört diese Parallelwelt die ganze Zeit zu sich singen und meistens kann man es nicht entziffern. Auch als ich noch gesund war, ist mir das schon aufgefallen. Jetzt höre ich sie sagen: "Leonard, mach einfach weiter mit dem, was du machst." Sie ist sehr einfühlsam inzwischen, viel mehr als früher. Früher hat mir die Stimme gesagt: "Du bekommst nichts hin." Das ist wirklich ein Segen."