Nachruf auf Nicolai Gedda
Über 50 Jahre lang stand der schwedische Tenor Nicolai Gedda auf den bedeutenden Opern- und Konzertbühnen der Welt, gefeiert für sein unverwechselbares Timbre, stilsicher mit perfekter Diktion in jedem Fach.
8. April 2017, 21:58
Wie verschiedene Medien heute unter Berufung auf Geddas Familie berichten, ist der russischstämmige Sänger bereits vor rund einem Monat im Alter von 91 Jahren gestorben.

Nicolai Gedda, 1990
ORF/ALI SCHAFLER
Mittagsjournal, 10.2.2017
Er zählte zu den vielseitigsten Sängern des Kulturbetriebs. Für ihn waren die Grenzen zwischen Unterhaltung und Klassik immer fließend. Sein Repertoire reichte von Oper über Operette bis zum Liedgesang. Als Liedsänger war er bis zuletzt aktiv, und das ohne künstlerische Abstriche.
TV-Tipp
"Ritter des hohen D - Der Tenor Nicolai Gedda", ein Porträt von Michael Beyer
12. Februar um 9.35 Uhr in der "matinee" in ORF 2 sowie in ORF III um 19.15 Uhr.
Jugendliche Leichtigkeit bewahrt
Das russische Repertoire kam nicht von ungefähr: wurde Nicolai Gedda 1925 in Stockholm als Sohn einer Schwedin und eines russischen Basses geboren. Bereits als Fünfjähriger trat er erstmals solistisch in Leipzig auf, wo sein Vater Kantor einer russisch-orthodoxen Gemeinde war. Später, wieder zurück in Stockholm, begann er Gesang zu studieren und erlernte jene Technik, auf die er bis zuletzt geschworen hat - mit der er sich diese jugendliche Leichtigkeit in der Stimme erhalten konnte.
1952 debütierte Nicolai Gedda an der Königlichen Oper Stockholm als Chapelou in Adolphe Adams "Postillon von Lonjumeau". Ein Jahr darauf war ihm mit dem Don Ottavio in Mozarts "Don Giovanni" an der Mailänder Scala der internationale Durchbruch geglückt. Es folgten die Londoner Covent Garden, die Oper von Paris oder die Metropolitan Oper New York.
Phänomen oder "kühle Planung"?
Zu seinem Repertoire zählte Mozart ebenso wie Gounod, Rimski-Korsakow oder Mussorgskij. Sprachliche Grenzen waren ihm ein Fremdwort, beherrschte Nicolai Gedda doch fünf Sprachen fließend. Aufgewachsen ist er dreisprachig; die Liebe zu den Sprachen bewahrte er sich ein Leben lang.
1962 holte ihn Herbert von Karajan nach Wien, wo Niccolai Gedda als Tamino in Mozarts "Zauberflöte" debütierte. Über 50 Jahre Karriere - ein Phänomen, sagen die einen; kühle Planung, meinte Nicolai Gedda. Es sei schwer für einen Tenor, so Gedda, das richtige zu singen, dass man "Nein sagen kann". Das müsse man, obwohl es in der Jugend sehr schwer sei, wagen.