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Radiokolleg
Maria Theresia - Herrscherin in stürmischen Zeiten
Herrscherin von Gottes Gnaden, Beschützerin der österreichischen Erblande, Landesmutter und Reformerin - Zeitgenossen sahen in Maria Theresia die Verkörperung damaliger Ideale von männlichem Heldentum und weiblicher Tugend. Am 13. Mai 2017 jährt sich der Geburtstag von Maria Theresia von Österreich zum 300. Mal.
31. Dezember 2017, 23:59
Sie war das zweite Kind des regierenden römisch-deutschen Kaisers Karl VI und seiner Frau Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel. Der einzige Sohn des Kaiserpaares verstarb bereits im Kleinkindalter, damit war der Fortbestand der Habsburger-Dynastie akut gefährdet.
Zu den Höhepunkten der Regentschaft von Maria Theresia gehörten die Krönungen zur Königin Ungarns und Böhmens. Als Frau blieb ihr die Kaiserkrone des Römisch-Deutschen Reiches allerdings verwehrt - ab 1745 trug diese ihr Mann Franz Stephan von Lothringen.
Nach dem Aussterben der spanischen Linie war Karl VI der letzte lebende, männliche Habsburger. Die künftige Erbfolge versuchte er in der "Pragmatischen Sanktion" zu regeln, ein Dokument, das eine weibliche Erbfolge ermöglicht. Nach dem plötzlichen Tod des Kaisers wurde Maria Theresia über Nacht zur Herrscherin und wurde zunächst von ihrem Volk abgelehnt. Auch zahlreiche europäische Regenten lehnten die "Pragmatische Sanktion" ab und machten Ansprüche auf habsburgische Territorien geltend. Die Streitigkeiten führten zum Österreichischen Erbfolgekrieg, der den Beginn der Herrschaft Maria Theresias überschattet und zum Verlust Schlesiens führte.
Österreichisch-französische Allianz gegen Preußen
Aus ihrer Ehe mit Franz Stephan von Lothringen gingen 16 Kinder hervor, wovon zehn das Erwachsenenalter erreichten. Nach dem "Renversement des Alliances", dem Wechsel der Allianzen in der europäischen Politik, versuchte Maria Theresia ihre Kinder mit Verwandten des französischen Herrscherhauses zu verheiraten. Damit sollte die neu geschmiedete österreichisch-französische Allianz gegen Preußen gestärkt werden.
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Reformen, wie die Allgemeine Schulordnung von 1774, veränderten das Land nachhaltig und zählen zu Maria Theresias Vermächtnis. Doch genau diese Heldenverehrung und die ihr zugeschriebenen Rollen lassen kaum Raum für Schattenseiten. So blieb ihre religiöse Intoleranz lange verborgen.
Nach der Niederlage im Österreichischen Erbfolgekrieg versuchte Maria Theresia das verlorene Schlesien wiederzugewinnen. Die Grundlage dafür bildeten umfassende Reformen im bis dahin vergleichsweise rückständigen Habsburgerreich.
Erneuert wurde unter anderem das Steuer-, Verwaltungs-, Militär-, und Bildungswesen. Hinter den meisten Reformen stand das Ziel einer Zentralisierung des Staates. Damit einher ging eine teilweise Entmachtung von Adel und Klerus. Trotz aller Anstrengungen blieb Schlesien verloren. Ohne Kriege zu führen gewann Maria Theresia hingegen die Bukowina, das Innviertel sowie, durch die Teilung Polens, auch Galizien und Lodomerien dazu.
Das letzte Großprojekt ihres Lebens war die Fertigstellung von Schloss Schönbrunn. Am 29. November 1780 starb die Herrscherin wahrscheinlich an einer Lungenentzündung in der Wiener Hofburg.
Im Laufe der Jahre wurden unterschiedliche Bilder der Herrscherin auf den Taler geprägt. Ab 1780 zierte die Silbermünze ein Altersbildnis der Regentin mit Witwenschleier.
Nicht nur ihre Politik machte sie bekannt
Maria Theresia wurde aber nicht nur wegen ihrer Regierungsgeschäfte bekannt. Vielmehr ist es eine im Durchmesser 39,5 mm große und 2,5 mm dicke Silbermünze gewesen, die ihr Konterfei weltweit allgegenwärtig machte: Der Maria-Theresien-Taler.
Die Münze war ab dem Jahr 1741 im Umlauf und startete rasch einen Siegeszug über die Grenzen der Habsburgermonarchie hinaus. Zunächst vorwiegend als Zahlungsmittel für Kaffee, Gewürze und Luxusgüter aus dem Orient eingesetzt, fand der sogenannte Rial namsawi, also der österreichische Taler, durch Sklavenhändler schnell internationale Verbreitung von der arabischen Halbinsel bis nach Afrika. Wegen seiner Beschaffenheit war der Taler schwer zu fälschen und erfreute sich daher umso größerer Beliebtheit.