Ö1 gehört gehört

Josef Selzer

Also, ich bin einer von diesen Fällen, die Ö1 schon als Kind durch die Familie mitbekommen haben. Jeden Morgen saßen wir zur Sendung "Morgengymnastik" mit Ilse Buck am Frühstückstisch. Heute würde man vielleicht Seniorenturnen dazu sagen.

Josef Selzer

Josef Selzer, nebenberuflicher Taxifahrer

Lukas Beck

Mein Gefühl beim Ö1 Hören hat sich eigentlich über die Jahre nicht großartig verändert, weil mir der grundsätzliche Klang von Ö1 immer noch gleich vertraut ist. Woran es genau liegt, weiß ich nicht -teils sind es die Signations, teils die Stimmen. Die alte Sendungskennung vom "Mittagsjournal" hab ich heute noch im Kopf.

Seit ich Taxi fahre, hör ich wieder mehr Ö1. Vor allem in der Früh hab ich das kultiviert. Ich finde, die Musik bei der Morgensendung passt meistens perfekt, um in den Tag reinzukommen. Die Journale zählen zu den wenigen Sendungen, die ich bewusst wahrnehme. Sie ordnen meinen Tag. Bei Rudi ist es ähnlich: Ich weiß, wenn der kommt, ist es gleich vier. Außerdem amüsiere ich mich manchmal über die zusammengeschnittenen Interviews mit den Kindern, weil die ja -wie ich vermute -nicht vor Ort vom Radiohund befragt werden und die so in der Sendung oft gar nicht auf seine Faxen eingehen.

Ich mag die unaufgeregte Art von Ö1 -und, dass der Sender ohne dieses ständige falsche Gut-drauf-Sein auskommt.

Für mich hat Ö1 was Essayistisches: Plötzlich bin ich in einem Thema drin, dann wieder draußen -irgendwann tauch ich wieder ein und bin vielleicht schon wieder in einer anderen Sendung. Und Ö1 vermittelt mir sowas wie heimatliche Klänge. Als ich vor knapp zehn Jahren eine Zeit lang in Los Angeles war, bin ich oft nachts aufgewacht. Irgendwann bin ich aufgestanden und hab mir mitten in der Nacht das "Morgenjournal" live über das Internet angehört. Das hat mir ein Stück von diesem befremdlichen Gefühl in Kalifornien genommen.

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Lukas Beck

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