AARON WOOLF HAXTON
Stars & noch unbekannte Juwelen
Jazzfest Wien
Man kann nicht behaupten, dass im europäischen Kultursommer ein ausgeprägter Mangel an Jazzfestivals herrscht. Aus über mehr als 2.000 Festivals kann der mobile Jazzliebhaber auswählen. Da gilt es, sich zu positionieren. In Wien versucht man das nicht nur mit Stars wie George Benson, Herbie Hancock oder Miles Mosley, sondern auch mit noch unbekannten Juwelen, bevorzugt aus Österreich, Jakob Zimmermann etwa.
30. September 2017, 12:40
Dee Dee Bridgewater, Morgenjournal 5.7.2017
Miles Mosley, Kulturjournal, 4.7.
Benjamin Feichter
Thomas Quasthoff & Max Mutzke, Morgenjournal, 3.7.
Thomas Quasthoff im Gespräch, Kulturjournal, 3.7.
Spirit of Zawinul, Kulturjournal, 29.6.
Vorschau, Morgenjournal, 26.6.
Ein Vorarlberger Jazz-Versprechen
Der Vorarlberger Jakob Zimmermann gründete schon mit 14 Jahren sein erstes Quartett, wechselte in Folge vom Akkordeon zum Klavier und fiel rasch einem Mitmusikanten von Miles Davis auf. Mit Chick Corea, Herbie Hancock oder Keith Emerson orientiert sich Jakob Zimmermann an den ganz Großen. Mit 17 nun das Debüt beim Jazzfest Wien im Porgy and Bess.
JAKOB ZIMMERMANN TRIO MGMT
Noch ein Gast des diesjährigen Jazzfest erhielt einen Ritterschlag aus dem Umfeld von Miles Davis. Jimmy Cobb, der ehemalige Schlagzeuger von Davis, attestiert seinem britischen Kollegen Ollie Howell mit Talent gesegnet zu sein. Howell kennt keinerlei Berührungsängste. Der TV-Sender Sky finanzierte ihm ein Stipendium, Howell produziert Pop und TV-Werbung - leistet sich daneben aber auch den Luxus einer Jazz-Karriere. In Wien kann man darauf hoffen, neue Töne aus Howells noch heuer erwartetem, zweitem Album "Self Identity" zu hören zu bekommen.
ROB BLACKHAM
Das Jahr der Hundertjährigen
Thelonius Monk, Ella Fitzgerald und Dizzy Gillespie - sie alle hätten heuer je 100 Erdenjahre auf dem Buckel - ein Jazz-Triumvirat, dem natürlich Hommage erwiesen wird. Gerhard Ornig, 27-jähriger Trompeter aus Graz mit Ausbildungsstationen in New York und Amsterdam, verneigt sich vor Dizzy Gillespie, Ulrich Drechsler spürt einen Abend lang Thelonius Monk nach - auf dem seltenen Instrument Bassetthorn aus der Klarinettenfamilie.
Und mit der US-Sängerin Patti Austin beschwört eine Diva den Geist einer anderen - Ella Fitzgerald nämlich, ebenfalls eine Hundertjährige, die heuer omnipräsent ist.
Erst 70 ist dagegen der norwegische Saxofonist Jan Garbarek - seit Jahrzehnten europäisches Jazz-Aushängeschild. Sein Ständchen bringt er bei einem Galakonzert im Arkadenhof des Rathauses.
Harte Bandagen
Nach einem besonders erfolgreichen Festival im Vorjahr, kann die aktuelle Ausgabe des Jazzfests die erhofften kommerziellen Erwartungen wohl nicht ganz erfüllen. Organisator Fritz Thom spricht von einer nicht ungewöhnlichen Situation, da das Niveau des Vorjahres kaum zu halten gewesen wäre. Als Präsident der Vereinigung internationaler Jazzfestivals kennt Fritz Thom die Trends und Mechanismen der Szene.
Es gibt immer mehr Festivals. Die Gagen der Musiker steigen. Haudegen wie George Benson oder Herbie Hancock verdienen aktuell so viel wie noch nie in ihren Karrieren. Musiker wie der Tenorsaxofonist Kamasi Washington, vor kurzem noch zu Gast beim Jazzfest Wien, schrauben ihre Gehälter innerhalb kürzester Zeit in astronomische Höhen. Eine Entwicklung, die nicht alle mitmachen werden. Die Szene wird an einem Punkt angelangen, an dem der Markt gesättigt ist, und Ticketverkäufe stagnieren werden.
APA/HERBERT NEUBAUER
Neue Mitspieler mit Geld
Seit kurzem mischen auch neue Mitspieler mit: Schwergewichte wie das britische Traditionsfestival Glastonbury strecken sich mittlerweile nach Künstlern wie den bereits erwähnten Kamasi Washington. Das treibt die Preise zusätzlich in die Höhe.
AP/GRANT POLLARD
Doch Fritz Thom glaubt erstens an die Selbstregulierungskräfte des Markts und zweitens an eine solide Zukunft des Jazzfests Wien. Zwei Wochen läuft die aktuelle Ausgabe noch. In vier Jahren steht der 30. Geburtstag an.
Service
Jazzfest Wien noch bis zum 10. Juli 2017
Porgy & Bess - Spirit of Zawinul