Roboterarm

AP/BAI KELIN

Konflikt und Kooperation

Die Alpbacher Technologiegespräche 2017

Für seine Forschung riskierte Sami Haddadin sogar blaue Flecken. In Experimenten ließ sich der Wissenschaftler freiwillig von Robotern rammen.

Dafür wurden diese mit speziellen Sensoren an ihren Greifarmen ausgestattet, die messen sollten, welche Kraft auch bei kleinen Zusammenstößen mit Menschen übertragen wird.

Sami Haddadin

Sami Haddadin

DPA/ROLAND WEIHRAUCH

Frühere Generationen von Industrierobotern waren für den Menschen so gefährlich, dass sie hinter Gittern arbeiten mussten. Crashtests sollten helfen, mobile Leichtroboter für die Fertigung zu entwickeln, mit denen Menschen besser und gefahrlos kooperieren können.

Sami Haddadin arbeitet inzwischen als Leiter am Institut für Regelungstechnik der Universität Hannover und als Start-up-Gründer bereits an neuen Robotergenerationen.

Echte Kooperationspartner für den Menschen

Die Prototypen können zwar noch nicht selbstständig denken, aber "fühlen". Sensoren mit feinem Gespür für Berührungen und intelligenter Steuerung sollen sie zu echten Kooperationspartnern für den Menschen machen. Ältere Industrieroboter waren riesig und schwerfällig.

Mit leichten, mobilen und feinfühligen Modellen lässt sich das Einsatzgebiet der Robotik stark erweitern. Auch in der Medizin und Krankenpflege, wo Roboter Pflegekräfte beim Heben und Umbetten von Patienten unterstützen und mechanische Arbeiten übernehmen sollen. Damit könnte mehr Zeit für menschliche Zuwendung bleiben, wenn der Fortschritt nicht gleich wieder zur Personaleinsparung genutzt wird.

Von der Grundlagenforschung zur Serienreife

Roboter als leichte, sensible Helfer sollen demnächst den Sprung in die Haushalte schaffen, hofft Haddadin. Damit würde der Roboter zum Massenprodukt werden und einen weiteren Technologiesprung auslösen. So wie beim Computer und beim PC, bei Telefon und Handy. Roboter wären dann von unserer Seite bald nicht mehr wegzudenken.

Der Prototyp dafür hat auch schon einen Namen: Franka Emika. Der "Roboter für Jedermann" verspricht sicheren Umgang mit dem Menschen, hat einen sensiblen Tastsinn, kann ohne größeres Vorwissen programmiert werden, ist einfach zu steuern und kommuniziert mit seinesgleichen über die Cloud. Und, was nicht nur Industriegewerkschaften beunruhigen wird: Franka Emika und ihre künftigen Kolleginnen werden sich in den Produktionsstätten der Zukunft auch gleich selbst zusammenbauen.

Diskurs über aktuelle Zukunftsfragen

"Konflikt und Kooperation" ist das Thema der Alpbacher Technologiegespräche, die vom AIT, dem Austrian Institute of Technology, und Ö1 im Rahmen des Europäischen Forums veranstaltet werden (24.–26. 8.).

Sie laden zum Diskurs über aktuelle Zukunftsfragen für Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft ein. Plenarveranstaltungen spannen den Bogen von Themen wie "Die Roboter kommen. Fürchtet euch (nicht)" über "Die zweite Quantenrevolution" bis hin zur Frage, wie sich komplexe Systeme managen lassen.

In zahlreichen Arbeitskreisen wird ein breites Themenspektrum diskutiert: Big Data und Open Science im Angesicht von Desinformation und Nichtwissen, Technologie und Klimawandel, neue Lebensmitteltechnologien, Essgewohnheiten und Lebensstile, Bildungskonzepte für die Industrie 4.0 sowie Konfliktlösung und Konfliktvermeidung im Zeitalter der Digitalisierung zeigen kritische Kontexte der Innovation. Auch in der "Ö1 Kinderuni Alpbach" vermitteln Workshops eine praxisnahe Auseinandersetzung mit dem Thema Robotik, das im Zeichen von Konflikt und Kooperation kommende Generationen mit neuen Fragen herausfordern wird: an die Roboter wie an die Menschen.