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Medien

Die sensible FPÖ und die Journalisten

Als Oppositionspartei hat sich die FPÖ immer unfair von den Medien behandelt gefühlt, und sie hat sich auf Facebook und YouTube ein eigenes Medienimperium erschaffen. Jetzt sind die Freiheitlichen in der Regierung angekommen. Wie gehen sie da mit den Medien um? Am Beispiel einer kurzen ZiB-Affäre.

Hans-Jörg Jenewein

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Hans-Jörg Jenewein

Ganz klar "politische Agitation" sei das gewesen, sagt FPÖ-Mediensprecher Hans-Jörg Jenewein. Er meint die wichtigste Nachrichtensendung des Landes, die "Zeit im Bild", die am 21. Jänner im Meldungsblock einen Bericht über den ehemaligen Kärntner Landeshauptmann Gerhard Dörfler von der FPÖ hatte. Dörfler werde wegen Amtsmissbrauchs angeklagt, meldete die ZiB am Sonntagabend.

Falschmeldung zweimal berichtigt

Der Hintergrund: Die ZiB stützte sich auf eine Meldung der Austria Presse Agentur, die wiederum die "Kleine Zeitung" zitiert hatte. Demnach habe die Staatsanwaltschaft erklärt, dass sie Anklage wegen Amtsmissbrauchs gegen Dörfler erhebe. Die auf Informationen der "Kleinen Zeitung" und der APA beruhenden Angaben waren aber überholt, die Staatsanwaltschaft hatte anders entschieden. Keine Anklage gegen Dörfler.

Es war einfach ein Anruf zuwenig

In der Spät-ZiB kurz vor zehn wurde das richtiggestellt, in einem 50-Sekunden-Beitrag als Spitzenmeldung. Ebenso in der "Zeit im Bild" am darauffolgenden Tag. Eine Entschuldigung auf Sendung für die Fehlleistung hat es nicht gegeben. Für FPÖ-Mediensprecher Jenewein ist die Sache damit nicht erledigt, obwohl es sich offensichtlich um kommunikative Mängel zwischen ORF-Redaktionen handelte: Das Landesstudio Kärnten und der Teletext waren anders als die ZiB auf dem neuesten Stand und hatten richtig berichtet, der ZiB-Redakteur hatte sich auf die Agenturmeldung verlassen. Es war einfach ein Anruf zuwenig.

FPÖ-Mediensprecher Hans-Jörg Jenewein im Interview mit Stefan Kappacher

Der ZiB-Chef als Zielscheibe

Jenewein gibt sich dennoch davon überzeugt, dass die wenig später korrigierte Falschmeldung nicht nur ein reines Versehen war. In einer Aussendung am nächsten Tag nannte er ZiB-Chefredakteur Fritz Dittlbacher "rücktrittsreif". Dittlbacher steht immer wieder im Zentrum freiheitlicher Kritik, aber auch andere Parteien arbeiten sich gern am Chef dieses bedeutenden Nachrichtenformats ab. Das war schon immer so, das muss der ZiB-Chef auch aushalten.

Fritz Dittlbacher

ORF/MILENKO BADZIC

Fritz Dittlbacher

Eskalation, weil Entschuldigung fehlt

Aber wie passt das zu einer Aussage wie dieser, die Jenewein im #doublecheck-Interview über das Verhältnis von Journalisten und Politik gemacht hat: "Ich gehe schon davon aus, dass es notwendig ist – von beiden Seiten, das sage ich ausdrücklich dazu -, vielleicht in der Kommunikation manchmal ein klein wenig darüber nachzudenken, was das gesprochene Wort bei der einen oder anderen Seite auslöst. Man arbeitet sich da langsam hoch in dieser Eskalationsspirale und dann ist die Situation, wie sie ist. Aber da ist niemandem damit geholfen."

Was heißt das jetzt im konkreten Fall der Falschmeldung? Jenewein weicht einer konkreten Antwort aus: "Auch wenn das ein Versehen war, ist es einfach inakzeptabel, dass man nicht einmal ein Wort der Entschuldigung findet."

"Unbotmäßig, wenn Sie so wollen"

Der FPÖ-Mediensprecher spielt auch auf das traditionell angespannte Verhältnis zwischen den etablierten Medien mit dem Flaggschiff ORF sowie den Freiheitlichen an. "Das sind einfach Dinge, da ist man vielleicht auch, das gestehe ich durchaus ein, auf Seiten der Freiheitlichen sensibel. Aber es kann nicht sein, dass man mit Fehlern – wenn’s denn ein Fehler war – so umgeht, dass man nicht einmal ein Wort der Entschuldigung findet. Das, wenn Sie so wollen, finde ich unbotmäßig."

Unbotmäßig, so hat FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger die Interviewführung von ZIB2-Moderator Armin Wolf mit der neuen Regierungsspitze bezeichnet. Jenewein geht davon aus, dass Steger die Dörfler-Falschmeldung im Stiftungsrat thematisieren wird. So wie angebliche Fehlleistungen von ORF-Journalisten in Sozialen Netzwerken. Das Verhältnis zwischen FPÖ-lern und ORF-lern bleibt ein herausforderndes.

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