ARCHITEKTURZENTRUM WIEN, SAMMLUNG, FOTO: FRIEDRICH ACHLEITNER
1967
Siedlung Halde, Vorarlberg
Ressourcenschonender Grundverbrauch war eines der Ziele für die Gründer der "Siedlung Halde". Die Hangsiedlung am Rande der Vorarlberger Alpenstadt Bludenz geht auf die Privatinitiative einiger Familien zurück. Geplant vom Architekten Hans Purin, wurde eine erste Einheit mit drei Wohneinheiten errichtet. Etwas oberhalb davon befindet sich ein zweiter Siedlungsbau mit neun Einheiten. 1969 wurde die "Siedlung Halde" mit dem Bauherrenpreis ausgezeichnet.
1. August 2018, 05:00
Ressourcenschonendes Wohnen
Jakob Fessler
Fertiggestellt: 1967
Architekt: Hans Purin
Adresse: 6700 Bludenz, Haldenweg 27-32
Ein Text des österreichischen Architekten Friedrich Achleitner gegen die Zersiedlungen durch Einfamilienhäuser stand am Anfang des Bauprojektes. Für die drei Gründungsfamilien der "Halde I" gab er die Anregung für einen mehrgeschossigen Siedlungsbau in Hanglage. Nachdem ein Grundstück und ein Architekt gefunden waren, reisten die Gründer unter anderem zu Bauwerken von Le Corbusier und ließen sich von der Bauweise inspirieren.
Zwischen den weißen Betonmauerwänden, die als Abgrenzung der Wohneinheiten dienen, wurden die schwarzeingelassenen Holzkonstruktionen errichtet. Die Sichtbarkeit des Aufbaus und die Verwendung von Holz nahmen bereits moderne Elemente der Vorarlberger Baukunst vorweg.
In der "Halde I" ist das zweite Wohngeschoß als durchgängiger Wohn- und Esszimmer-Bereich gestaltet. Der Raum ähnelt einem Loft und ist zur Talseite und dem dort vorhandenen Balkon hin raumhoch verglast.
Ingrid Bertel verbrachte in der Hangsiedlung ihre Jugendjahre. Ihr Vater war der Vorarlberger Kulturschaffende und Lehrer Franz Bertel und einer der Mitinitiatoren der "Halde". Nach seinem Tod beließ die Familie das Haus und sein Arbeitszimmer wie es war. Bis heute finden sich Bücher, Objekte und Kunstgegenstände, die für Ingrid Bertel als eine Art "Zeitkapsel" an die programmatischen Ideen und an die kulturpolitischen Aktivitäten ihrer Eltern in den 1960er Jahren erinnern. Die offene Gestaltung bringt für sie die Natur in den Wohnraum und vermittelt ein Gefühl von Freiheit.
ARCHITEKTURZENTRUM WIEN, SAMMLUNG, FOTO: FRIEDRICH ACHLEITNER
Die zweite "Halde"-Siedlung befindet sich etwas oberhalb der ersten. Nicht drei, sondern neun Einheiten sind darin untergebracht. Während in der "Halde I" die breiten Grundrissseiten Richtung Tal ausgerichtet und von unten erschlossen sind, ist im zweiten Siedlungsbau die Schmalseite dem Tal zugewandt und der Eingang zu den Wohneinheiten befindet sich oberhalb der Siedlung.
ORF/JAKOB FESSLER
Der Architekt Marcus Ender ist in Bludenz aufgewachsen und kennt die Siedlungen seit seiner Kindheit. Für ihn sind sie außergewöhnliche Bauwerke. Vor einigen Jahren bot sich ihm die Möglichkeit, eine Wohneinheit der "Halde II" zu erwerben. Marcus Ender unternahm eine sanfte Renovierung und erhielt nach Möglichkeit die alten Oberflächen und Raumaufteilungen. Bis heute lässt sich für ihn der Geist der Gründungsgemeinschaft spüren, wenn sich im Eingangsbereich die Bewohnerinnen und Bewohner der Wohneinheiten begegnen.
Gestaltung
- Jakob Fessler