Siedlung Halde

ARCHITEKTURZENTRUM WIEN, SAMMLUNG, FOTO: FRIEDRICH ACHLEITNER

1967

Siedlung Halde, Vorarlberg

Ressourcenschonender Grundverbrauch war eines der Ziele für die Gründer der "Siedlung Halde". Die Hangsiedlung am Rande der Vorarlberger Alpenstadt Bludenz geht auf die Privatinitiative einiger Familien zurück. Geplant vom Architekten Hans Purin, wurde eine erste Einheit mit drei Wohneinheiten errichtet. Etwas oberhalb davon befindet sich ein zweiter Siedlungsbau mit neun Einheiten. 1969 wurde die "Siedlung Halde" mit dem Bauherrenpreis ausgezeichnet.

Ressourcenschonendes Wohnen

Jakob Fessler

Ein Text des österreichischen Architekten Friedrich Achleitner gegen die Zersiedlungen durch Einfamilienhäuser stand am Anfang des Bauprojektes. Für die drei Gründungsfamilien der "Halde I" gab er die Anregung für einen mehrgeschossigen Siedlungsbau in Hanglage. Nachdem ein Grundstück und ein Architekt gefunden waren, reisten die Gründer unter anderem zu Bauwerken von Le Corbusier und ließen sich von der Bauweise inspirieren.

Zwischen den weißen Betonmauerwänden, die als Abgrenzung der Wohneinheiten dienen, wurden die schwarzeingelassenen Holzkonstruktionen errichtet. Die Sichtbarkeit des Aufbaus und die Verwendung von Holz nahmen bereits moderne Elemente der Vorarlberger Baukunst vorweg.

  • Wohn- und Esszimmerbereich

    Wohn- und Esszimmerbereich

    ORF/JAKOB FESSLER

  • Das ehemalige Arbeitszimmer von Franz Bertel

    Das ehemalige Arbeitszimmer von Franz Bertel

    ORF/JAKOB FESSEL

  • Außenansicht Halde I

    Außenansicht Halde I

    ORF/JAKOB FESSLER

  • Außenaufnahme

    ARCHITEKTURZENTRUM WIEN, SAMMLUNG, FOTO: FRIEDRICH ACHLEITNER

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In der "Halde I" ist das zweite Wohngeschoß als durchgängiger Wohn- und Esszimmer-Bereich gestaltet. Der Raum ähnelt einem Loft und ist zur Talseite und dem dort vorhandenen Balkon hin raumhoch verglast.

Ingrid Bertel verbrachte in der Hangsiedlung ihre Jugendjahre. Ihr Vater war der Vorarlberger Kulturschaffende und Lehrer Franz Bertel und einer der Mitinitiatoren der "Halde". Nach seinem Tod beließ die Familie das Haus und sein Arbeitszimmer wie es war. Bis heute finden sich Bücher, Objekte und Kunstgegenstände, die für Ingrid Bertel als eine Art "Zeitkapsel" an die programmatischen Ideen und an die kulturpolitischen Aktivitäten ihrer Eltern in den 1960er Jahren erinnern. Die offene Gestaltung bringt für sie die Natur in den Wohnraum und vermittelt ein Gefühl von Freiheit.

Außenaufnahme, Siedlung Halde

ARCHITEKTURZENTRUM WIEN, SAMMLUNG, FOTO: FRIEDRICH ACHLEITNER

Die zweite "Halde"-Siedlung befindet sich etwas oberhalb der ersten. Nicht drei, sondern neun Einheiten sind darin untergebracht. Während in der "Halde I" die breiten Grundrissseiten Richtung Tal ausgerichtet und von unten erschlossen sind, ist im zweiten Siedlungsbau die Schmalseite dem Tal zugewandt und der Eingang zu den Wohneinheiten befindet sich oberhalb der Siedlung.

Halde II

Halde II

ORF/JAKOB FESSLER

Der Architekt Marcus Ender ist in Bludenz aufgewachsen und kennt die Siedlungen seit seiner Kindheit. Für ihn sind sie außergewöhnliche Bauwerke. Vor einigen Jahren bot sich ihm die Möglichkeit, eine Wohneinheit der "Halde II" zu erwerben. Marcus Ender unternahm eine sanfte Renovierung und erhielt nach Möglichkeit die alten Oberflächen und Raumaufteilungen. Bis heute lässt sich für ihn der Geist der Gründungsgemeinschaft spüren, wenn sich im Eingangsbereich die Bewohnerinnen und Bewohner der Wohneinheiten begegnen.

Gestaltung

  • Jakob Fessler

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