Ausstellungsansicht

mumok / Stefan Korte

Privat gesammelt - öffentlich gezeigt

"Optik Schröder II" im mumok

Das Museumsquartier bietet momentan privaten Sammlern eine große Bühne. Im Leopoldmuseum ist die Sammlung der österreichischen Milliardärin Heidi Horten zu sehen. Gleich vis a vis im Museum für Moderne Kunst gewährt der Berliner Sammler und Galerist Alexander Schröder Einblicke in seine Sammlung.

Während die Horten Collection mit "big names" von Picasso bis Warhol lockt, konzentriert sich die Sammlung Schröder auf zeitgenössische Positionen, die seit den 1990er Jahren in Erscheinung getreten sind.

Kulturjournal | 09 05 2018

Christine Scheucher

Ein grimmiges Gesicht, mit ein paar Strichen auf die Leinwand gebannt, ein knallgelbes Surfbrett, das penibel in fünf Teile zersägt worden ist: Seit den 1990er Jahren fragmentiert der Kölner Maler Michael Krebber Surfbretter und macht aus der symbolisch überfrachteten Freiheitsikone eine minimalistische Skulptur, die den Geist Donald Judds atmet. Die Ausstellung "Optik Schröder II" zeigt gleich zwei Arbeiten von Michael Krebber.

Präsentiert wird die ausufernde Sammlung des Berliner Galeristen Alexander Schröder. Sie bietet Einblicke in das Kunstschaffen der 1990er Jahre. Vor allem Künstler, die in der damals vitale Kölner Szene verankert gewesen sind, sind präsent. Während die Heidi-Horten-Collection im Leopold-Museum mit Hochglanzkunst von Andy Wahrhol bis Damien Hirst auftrumpft, ist Alexander Schröders Sammlung eher etwas für Kunst-Conaisseure. Gezeigt werden Arbeiten von Kai Althoff, Cosima von Bonin oder Isa Genzken.

Junge Männer vor roter Wand

Sammlung Alexander Schröder /Stefan Korte

Kai Althoff, Ohne Titel
(aus "Impulse"), 2001

Die Musealisierung der 1990er Jahre

"Mitte der 1990er Jahre ging die Blütezeit Kölns als deutsche Kunsthauptstadt langsam zu Ende. Gleichzeitig waren noch viele junge Künstler und Künstlerinnen in der Stadt, die sich untereinander organisiert haben und miteinander gearbeitet haben. Es war eine sehr interessante Zeit, in der die großen Kunstmarktsysteme noch völlig ignoriert werden konnten. Die 1990er Jahre waren eine spannende Ära, die eine eigene Ästhetik hervorgebracht hat", sagt Alexander Schröder. Anders als die Sammlerin Heidi Horten, deren hochkarätige Kunstsammlung derzeit ebenfalls im Museumsquartier ausgestellt ist, lebt Alexander Schröder nicht mit seiner Kunst. Die meisten Arbeiten seiner mehrere hundert Werke umfassenden Sammlung befänden sich die meiste Zeit in Depots, erklärt der Sammler. Nur Michael Krebbers Surfbrett, das aktuell im mumok zu sehen ist, hänge normalerweise in seiner Küche.

Private Sammler, die ihre Kunstwerke in einem Museum präsentieren, bekommen nicht nur große Aufmerksamkeit, sondern können sich aufgrund der musealen Präsenz auch über die Wertsteigerung ihrer Sammlung freuen. Ein Museum wiederum erhofft sich von der Kooperation mit Privaten eine Schenkung, oder eine Dauerleihgabe, um die eigenen Sammlungsbestände zu erweitern. Eine solche Schenkung verkündete das mumok Mitte März. Das Museum erhielt vom deutschen Sammler Alexander Schröder eine raumgreifende Installation des deutschen Künstlers Kai Althoff. Mumok-Direktorin Karola Kraus freut sich. Mit einem bescheidenen, teils zweckgebundenen Ankaufsbudget von 220.000 Euro sei das mumok auf Schenkungen angewiesen, um seine Bestände zu erweitern, betont Karola Kraus.

Ausstellungsansicht "Optik Schröder II"

mumok / Stefan Korte

Doch wenn Private öffentliche Institutionen zur Präsentation ihrer Sammlungen nutzen, bleibt die Kritik nicht aus. Ein Vorwurf, der immer wieder geäußert wird und schwer wiegt: Privatsammlungen seien wahllos zusammengewürfelt und entsprechen nicht den Anforderungen eines Museums. Im Fokus einer Privatsammlung stehe also kein kunsthistorisches Interesse mit Anspruch auf Vollständigkeit, sondern die Sammlerpersönlichkeit und deren Geschmack. Noch drastischer formulierte es die Staatspreisgewinnerin für Kunstkritik Nina Schedlmayer im "profil": "Verkommt hier das öffentliche Museum zur Werbefläche für den privaten Kunsthandel?"

Das Museum als Durchlauferhitzer?

Im Falle der Sammlung Schröder kommt hinzu, dass Alexander Schröder selbst als Galerist tätig ist. Seit 1994 betreibt er die Galerie Neu in Berlin Mitte. Einige Künstler seiner Sammlung vertritt Schröder auch als Galerist. Von einer Wertsteigerung durch museale Präsenz profitiert der Sammler demnach doppelt.

Alexander Schröder ist sich der Kritik bewusst und winkt erwartungsgemäß ab. "Ich glaube, die Vorstellung, dass Museen als Durchlauferhitzer benutzt worden sind, wurzelt in schlechten Erfahrungen. Im Falle meiner Sammlung sind die Exponate sehr sperrig, oder aber die Künstler haben bereits eine gesicherte Position. Es geht mir also um keine Wertsteigerung. Ich persönlich finde es auch interessant, andere Privatsammlungen zu sehen, weil man daraus den Charakter eines Sammlers herauslesen kann. Als Privater kann man anders sammeln als eine Institution, in der immer mehrere Leute entscheiden."

Trotz aller Kritik: In Zeiten stagnierender Kunst- und Kulturbudgets wird die Kooperation zwischen öffentlichen Institutionen und privaten Sammlern in Zukunft wohl eine immer bedeutendere Rolle spielen.

Service

mumok - Optik Schröder II, bis 3. Juni 2018

Gestaltung