Petra Morze

FESTSPIELE REICHENAU/DIMO DIMOV

30 Jahre

Festspiele Reichenau - "Theater wie es uns gefällt"

Mit einem Festakt zum 30-jährigen Jubiläum haben gestern, Sonntag, die Festspiele Reichenau begonnen; mit einer Kabarettrevue und Tennessee Williams' "Endstation Sehnsucht" startet heute Abend das Schauspielprogramm, das heuer unter andrem mit einer Uraufführung von Franz Werfel und einem selten gespielten Stück von Arthur Schnitzler aufwartet.

Mittagsjournal | 02 07 2018

Katharina Menhofer

Gegründet wurden die Festspiele Reichenau 1988 vom Ehepaar Peter und Renate Loidolt, die aus dem kleinen Sommerspielort mit 400 Zusehern, einen etablierten und immer ausverkauften Kulturbetrieb mit jährlich über 40.000 Besucherinnen und Besuchern geschaffen haben.

Es war von Anfang an unsere Absicht Theater so zu machen, wie es uns gefällt

Dieses Konzept, gepaart mit Autoren der Jahrhundertwende, guten Schauspielern, bewährten Regisseuren - und einem glücklichen Händchen fürs Finanzielle, hat aus Renate und Peter Loidolt über 30 Jahren ein Prinzipalen-Paar gemacht, das die Fäden fest in der Hand hält. Sei es die Stückauswahl, die Besetzung, der Regierahmen oder das Bühnenbild. Zu Beginn 1988 fungierten sie gewissermaßen als Gegengewicht zum Burgtheater, und Auffangbecken für Schauspieler und Publikum, die sich in der gerade begonnen Ära Peymann, dort nicht mehr heimisch fühlten.

Hermann Beil inszeniert Schnitzlers "Vermächtnis"

"Es war immer die große Reibung mit Wien, weil wir immer die Schauspieler aus allen Theatern geholt haben, wir haben sozusagen aus dem riesigen Topf den Rahm abgeschöpft", so Renate Loidolt. "Man kann hier wunderbar zusammenarbeiten", sagt Hermann Beil. Als Regisseur ist er Stammgast in Reichenau und wird heuer Schnitzlers "Das Vermächtnis" inszenieren.

Es geht um einen jungen Mann aus gutem Haus, der sterbend seiner Familie das Versprechen abnimmt, für seine Mätresse und das uneheliche Kind zu sorgen. Das Ende ist tragisch, die Botschaft heutig.

Peter Matic, Nicolaus Hagg und Miguel Herz-Kestranek

Peter Matic, Nicolaus Hagg und Miguel Herz-Kestranek

FESTSPIELE REICHENAU/DIMO DIMOV

Petra Morzé, Peter Matic & Miguel Herz-Kestranek

Petra Morzé wird ab heute als Blanche Dubois in Tenessee Williams' "Endstation Sehnsucht" zu sehen sein; eine Erinnerung an das erste Reichenau-Jahr wird die Kabarett-Revue "Schau'n sie sich das an" mit Peter Matic oder Miguel Herz-Kestranek. Mit "Cella" wird passend zum Gedenkjahr 1938 ein unvollendeter Franz-Werfel-Roman uraufgeführt. Im Mittelpunkt steht ein jüdischer Rechtsanwalt.

Regisseur Michael Gampe: "So wie viele hat auch dieser Rechtsanwalt, der vom Kaiser ausgezeichnet wurde und der ein integriertes Mitglied der Österreichischen Gesellschaft war, es verabsäumt auszuwandern. Er kann es nicht wahrhaben, dass diese unglaubliche Gefahr droht, dass sechs Millionen Juden ermordet werden, dass ein neuer Weltkrieg vor der Tür steht und."

"Wir setzen auf Exklusivität"

Das Publikum auch mit niederschwelligen oder günstigen Karten anzulocken, hat man in Reichenau nicht notwendig. Der Stempel "Ausverkauft" prangt auf fast allen Vorstellungen wie ein Qualitätssiegel - das Kartenvergabekonzept in Reichenau ist streng hierarchisch und bevorzugt Mitglieder des Fördervereins, je nach Höhe der Spende. Das ist kein Geheimnis.

"Ja, wir setzen auf Exklusivität - sowohl durch Kleinheit als auch durch die Qualität - weil ich denke, dass das gutsituierte Bildungsbürgertum absolut unser Zielpublikum ist", sagt Renate Loidolt.

Bildband zum Jubiläum

Was diesem in 30 Jahren in Reichenau geboten wurde, kann man jetzt auch in einem Buch nachblättern Zum 30-jährigen Jubiläum erscheint im Styria Verlag der Bildband "So machen wir Theater".

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