Akua Naru

DANIEL ZIEGERT

The Blackest Joy

Akua Naru beim Sunsplash Vienna

Dienstagabend findet in der Wiener Arena das diesjährige Sunsplash Vienna statt. Headliner ist ein alter Bekannter - Ziggy Marley, Sohn der Reggae-Legende Bob Marley. Doch das Programm hat auch neben dem Jamaikaner mit dem berühmten Nachnamen einiges zu bieten. Etwa die in Deutschland lebende US-amerikanische Sängerin Akua Naru, die mit "The Blackest Joy" gerade ein neues Album präsentiert.

Naru stammt aus New Haven in Connecticut und hat sich in den vergangenen Jahren zu einer der stärksten Stimmen des politisch engagierten Hip-Hop entwickelt. Ihr Konzert im Wiener WUK im Vorjahr geriet zu einer ekstatischen Angelegenheit.

"The Blackest Joy" als Feier und Würdigung

Sie wird als Queen des weiblichen, politischen Hip-Hop apostrophiert - und die Amerikanerin Akua Naru zögert keine Sekunde, diese Rolle mit Verve auszufüllen. Die "black experience", also das Erleben und die Erfahrungen der afroamerikanischen Bevölkerung, ist ihr Herzensanliegen seit sie vor acht Jahren damit begann, Musik zu machen. "Amerika hat uns schon immer diskreditiert, versucht uns unsichtbar zu machen und uns auszulöschen", sagt Naru. Diese Geschichte der Auslöschung ist für sie historisches Faktum.

Narus neues Album heißt trotzig "The Blackest Joy" und verneigt sich vor dem Stammbaum der Musikerin. Naru feiert darauf ihre Vorfahrinnen, starke schwarze Frauen wie etwa ihre Tante oder ihre Großmutter, die beide in der Gemeinde der Pfingstkirche in Connecticut aktiv waren. Dort, wo auch Akua Naru ihre ersten musikalischen Gehversuche unternahm.

Tuesday. #thewayisalwaysforward

A post shared by akua naru (@akuanaru) on

Die Poetin und ihre Arbeitsteilung

Auch wenn sie heute für ihre organische Fusion aus Soul, Jazz und Hip-Hop gefeiert wird, sieht sich die Sängerin in erster Linie als Dichterin. Über allem steht für sie immer die Aussage eines Stückes. "Mir geht’s vor allem darum, meine Botschaft zu transportieren", so Naru.

Doch auch musikalisch hat Naru nachgeladen. Vor allem seit sie auf eine Live-Band setzt und ihre Songs weniger Sample-lastig sind. Es ist ein dichter und dennoch luftiger, atmosphärischer Teppich mit dem sie ihre Phrasen unterlegt.

Für sie ist die Musik der Rahmen, in dem sie ihre Wortbilder zur Geltung bringt. Dogmatisch ist sie dabei nicht. Im Song "Poetry - How Does It Feel Now?" hält sich das Saxofon die längste Zeit dezent im Hintergrund - bis es im genau richtigen Moment ins Licht tritt und übernimmt. Akua Naru hat da schon alles gesagt, was sie sagen wollte und lässt das Saxofon den Rest der Geschichte erzählen.

"Ich nenne es Black Jazz Hop"

Die Geschichte ihrer bislang vier Alben ist für Naru auch eine Geschichte der Selbstfindung. Heute dirigiert sie ihre Band, gibt sie die Anweisungen - auch wenn sie noch immer keine Noten lesen kann. "Ich konnte mich musikalisch weiterentwickeln - ich habe gelernt, mir selbst zu vertrauen. Ich habe ja nie formal Musik studiert. Bei mir geht’s nicht um Akkordfolgen, sondern immer nur um Gefühl und Atmosphäre", so die Musikerin.

Diesen Mix zu beschreiben ist nicht leicht. Im Begleittext zur neuen Platte steht unter Genre: Hip-Hop, Jazz, Soul und Black Musik. Kritiker sprechen von Spoken Soul Music. Für Akua Naru ist ihre Musik politisch und kompromisslos schwarz, sie ist Jazz und zum Teil zumindest Hip-Hop - "Black Jazz Hop" also. Auf "The Blackest Joy" ist übrigens auch der Vater des Ethiojazz, Mulatu Astatke, zu hören. Naru ist seit Jahren mit ihm in Kontakt. Nun ergab es sich, dass beide in der gleichen Stadt waren - das Resultat heißt "The Offering".

Aktivismus und politische Überzeugung gehen selten eine so leidenschaftliche Liaison ein, die dann auch noch mitreißend gut klingt und nicht nur den Kopf berührt, sondern auch die Hüften zum Schwingen bringt.

Gestaltung