MARIA NOISTERNIG
Diversität und Resilienz
Alpbacher Technologiegespräche 2018
"Diversität und Resilienz" ist das Thema der Alpbacher Technologiegespräche. Denn Vielfalt ist eine wichtige Voraussetzung für die Widerstandsfähigkeit von Systemen. Nicht nur in Biologie und Gesellschaft, sondern auch für Innovation und Fortschritt. In einer zunehmend digitalisierten Welt sind neue Grundlagen dafür zu schaffen.
1. September 2018, 02:00
Schwerpunkt
Das Gewächshaus der Zukunft steht auf dem Campus Jülich in Deutschland. In der Hightech-Anlage wird an Pflanzen geforscht, die dem Klimawandel standhalten und die wachsende Weltbevölkerung ernähren können. Roboter vermessen in dem Pflanzenlabor die Züchtungen bis in die Wurzeln und zählen laufend die Blätter, um zu erfassen, wie sich das Wachstum unter verschiedensten Bedingungen entwickelt.
Diese "Phänotypisierung" genannte Vermessung und Erfassung von Merkmalen soll den Weg zu Gewächsen zeigen, die sich an besondere Umstände anpassen können. Dafür können auch unterschiedliche Klimazonen der Erde simuliert werden. Die Steuerung von Licht, Wasser, Temperatur und Luftzusammensetzung muss äußerst präzise erfolgen, da schon geringe Abweichungen die Resultate verfälschen.
"Diversität und Resilienz" ist das Thema der Alpbacher Technologiegespräche, die vom AIT, dem Austrian Institute of Technology, und Ö1 im Rahmen des Europäischen Forums veranstaltet werden (23. – 25. August).
An Modellpflanzen wird gemessen, wie sich Bestände unter erhöhter Kohlendioxid-Einwirkung verhalten. Für die Präzisionsvermessung wurden neueste Entwicklungen der Sensorik, Robotik und Informationsverarbeitung zusammengeführt. Auch bildgebende Verfahren aus der Medizin wurden speziell darauf angepasst. Für die Magnetresonanztomografie musste ein vertikaler Scanner entwickelt werden, da es Pflanzen gar nicht schätzen, horizontal in die Röhre gelegt zu werden. Zeitrafferaufnahmen machen die starke Dynamik im Pflanzenwuchs deutlich.
Baustein einer künftigen "Bioökonomie"
Big Data, die Speicherung und Verarbeitung der dabei erzeugten enormen Datenmengen, ist aber auch eine der großen Herausforderungen. Ulrich Schurr, der Leiter des Instituts für Pflanzenwissenschaften am Forschungszentrum Jülich, koordiniert als Vorsitzender des Bioeconomy Science Centers europäische Technologieplattformen für die Pflanzen der Zukunft.
Das futuristische Gewächshaus ist auch ein wichtiger Baustein einer künftigen "Bioökonomie", die sich an natürlichen Stoffkreisläufen orientiert. So raffiniert die Methoden der Züchtung heute bereits sind: Die Pflanzen werden auch weiterhin ihre Widerstandsfähigkeit noch auf dem Feld unter Beweis stellen müssen, wo die Umwelt viel komplexer und unberechenbarer ist als im Labor.
Neue Grundlagen für die Widerstandsfähigkeit von Systemen
Vielfalt ist eine wichtige Voraussetzung für die Widerstandsfähigkeit von Systemen. Nicht nur in Biologie und Gesellschaft, sondern auch für Innovation und Fortschritt. In einer zunehmend digitalisierten Welt mit Big Data, künstlicher Intelligenz und Robotik sind neue Grundlagen dafür zu schaffen.
Den Diskurs darüber eröffnen Plenarveranstaltungen im Congress Centrum mit Themen wie "Präzisionsmedizin – die Antwort der Medizin auf Diversität?" und "Die Zukunft ist digital – wie human wird sie sein?". Auch in zahlreichen Arbeitskreisen wird dieses aktuelle Schwerpunktthema vertieft: "Ungleichheit und Resilienz in der digitalen Ökonomie", "Digital literacy for all – alle sollen digital fit sein" und die gesellschaftlichen Konsequenzen digitaler Monokulturen sind einige der Themen, bei denen Expert/innen aus vielen Gebieten in den vollen Klassenzimmern der Alpbacher Hauptschule wieder gehörig ins Schwitzen geraten werden.
Die vielfältige Diskussion umfasst alle Generationen. Auch in der "Ö1 Kinderuni Alpbach" vermitteln Workshops eine praxisnahe Auseinandersetzung mit "Diversität". Die Jung-Forscher/innen erkunden die DNA als "Wurzel aller Vielfalt" und treten eine abwechslungsreiche Reise durch die Sprachen der Erde an.
MARIA NOISTERNIG
Service
Europäisches Forum Alpbach 2018
science.ORF.at - Forum Alpbach 2018