Besprühte Brücke

ORF/DOROTHEE FRANK

Street-Art-Festival in Wien

Straße frei zum Malen: Calle Libre

Am 4. August beginnt in Wien das fünfte internationale Calle-Libre-Festival. "Calle Libre" - das heißt: Freie Straße. Es geht um Street-Art, und zwar vor allem um riesige Wandmalereien an Feuermauern; sie werden unter den Augen des Publikums entstehen. Ein Anlass, Nachschau zu halten, wie Wien aktuell mit Graffiti, Street-Art und Co. umgeht.

Morgenjournal | 02 08 2018

Dorothee Frank

Sprayen, ganz legal

Ein Graffitikünstler sprayt in aufwändiger Kleinarbeit bunte grafische Schriftbänder an eine Uferwand des Donaukanals, die mit einem kleinen Relief gekennzeichnet ist: Eine Taube, und die Beschriftung "Wiener Wand". Die Stadt Wien stellt in bisher 14 Wiener Bezirken legale Wände zur Verfügung. Am Donaukanal sind das in Wahrheit nur einige wenige. Dass trotzdem beide Uferseiten lückenlos bemalt sind, ist das Ergebnis einer Politik der Toleranz. In manchen Zonen Wiens drücken die Behörden auch bei nicht legalisierten Wänden ein Auge zu.

Kulturjournal | 02 08 2018

Dorothee Frank

"Also da hat Wien ganz sicher eine Vorreiterrolle: In Europa ist das eine der größten Freiluftgalerien oder ‚hall of fames‘, wie man sie in der Szene nennt, und auch wenn da einige Flächen nicht legal sind, ist das glaube ich für die Bewohner und für Touristen eine Attraktion", findet Jakob Kattner - Rapper, Künstler, Filmemacher und Mitbegründer des Festivals.

Mit Dutzenden Riesengemälden vor allem an Feuermauern trägt dieses Festival seit fünf Jahren dazu bei, dass eine Kultur der Murals, der Wandmalereien, in Wien schon zum Straßenbild gehört.

Kultur der Murals blüht

"Im Laufe der Jahre haben wir jetzt das Glück gehabt, dass auch schon Bezirksvorsteher von sich aus zu uns kommen, und Hausbesitzer, die sagen, wie hätten gern unsere Hauswand bemalt."

Weltweit hat es die Urban Art aus der Vandalismus-Schmuddelecke ein gutes Stück weit heraus geschafft. Leinwandbilder oder Siebdrucke von Urban Artists werden in Galerien wie der Jan Arnold Galerie im Museumsquartier gezeigt, wo seit wenigen Tagen eine neue Ausstellung hängt.

Andererseits werden Schriftzüge etwa auf Kulturdenkmälern auch in Österreich als "schwere Sachbeschädigung" sanktioniert; dafür können selbst Jugendliche unbedingte Haftstrafen ausfassen.

"Es gibt ja da ganz unterschiedliche Qualitäten: es gibt die reinen Schmierereien, die wirklich völlig uninteressant sind. Und dann gibt’s aber wunderschöne Bilder, die sich auch an illegalen Stellen befinden", so Doris Statzer von der Levin Statzer Foundation; dieser Verein fördert Graffiti-Künstler finanziell und mit Kontakten und veranstaltet jährliche Events.

Wem gehört der öffentliche Raum?

"Und dann gibt’s natürlich noch das Thema, wem gehört der öffentliche Raum? Man könnte sagen, wie komm‘ ich dazu, mir die viele Reklame anschauen zu müssen?"

Immer wieder machen Street-Art-Bilder die Runde in den sozialen Medien: Wie derzeit ein Porträt von Kanzler Kurz als Nosferatu an einem Haus im siebenten Bezirk, mit dem Spruchband "Die Mama kommt erst in zwölf Stunden wieder. Willst Du mit mir spielen?" Solche tagespolitischen Kommentare sind allerdings nicht die Regel. Das lässt sich auch an der systematischen Fotodokumentation "Vienna Murals" ablesen, die man im Netz, auf Instagram und Facebook findet und die es auch in Buchform gibt.

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