Ö1 gehört gehört

Andreas Ortag

Ich plane weder meinen Tagesablauf noch meine Ö1 Hörstunden, außer wenn ich in die Graphische fahre, da ist der Stundenplan vorgegeben. Wenn zufällig das Richtige im Radio daherkommt, etwas, das zu meiner Stimmung passt - oder mich aus ihr herausreißt -, das ist grandios.

Andreas Ortag

Andreas Ortag, Maler und (Druck-)Grafiker

Lukas Beck

Wir haben in fast jedem Raum ein Radio, freilich auch eine Stereoanlage, aber die ist selten in Betrieb. Ich bevorzuge das Intime der kleinen, rauschenden Geräte. Wenns akustisch bröselt, muss ich genauer hinhören. Oder halt abdrehen. Unangenehm wirds beim Geschirrabwaschen, wenns spannend ist und ich Wasser einlassen muss. Das bedeutet: Radio lauter oder Wasser kalt.

Sensationell waren Sendungen wie die "Musicbox"in meiner Jugend. Wie spannend, wenn da ein Interview mit Mick Jagger kam. Heute, in YouTube-Zeiten, kann ich alles anhören und -sehen: Da muss viel mehr dahinterstecken, damit es spannend wird. "Le Weekend" ist meist witzig, unerwartet. Und "Vom Leben der Natur" -da kann man auch nicht weghören. Wenn einer über Paarungsverhalten und Verwandtschaftsstrukturen spricht, und kurz weißt du nicht, gehts um Mensch oder Tier? Absichtlich "lustige"Sachen wie Kabarett mag ich weniger. Ich lebe sehr zurückgezogen, aber ich schätze es, wenn ich eine zusätzliche Ahnung von der Welt kriege oder an Gedanken eines anderen teilnehmen kann.

Im Atelier ist Ö1 manchmal die ideale Ergänzung. Alle Sinne gehören zusammen, Eindrücke verbinden sich zu einem Augenblick. Letzthin, bei einer Opernsendung, ist die Sendung in mein Tagebuch geflossen. Ich schreibe, zeichne, male unstrukturiert vor mich hin, folge dem Faden -und gelegentlich verweben sich Hören, Sehen, Sein und Tun miteinander, untrennbar, unwiederholbar.

Ich lass mich von Ö1 gern überraschen, wie beim Schwammerlsuchen.

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Lukas Beck

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