Frau als Schneewittchen verkleidet

AFP/JOHANNES EISELE

Dimensionen

Weibliche Rollenbilder vor und hinter der Kamera

Die Prinzessin, die das Haus putzt und aufräumt, während die Männer in die Mine arbeiten gehen. Diese geschlechterspezifische Arbeitsteilung präsentiert uns Disney in "Schneewittchen und die 7 Zwerge". Zwar wurden Film- und Serienheldinnen in den letzten Jahrzehnten präsenter und vielfältiger, von Geschlechtergerechtigkeit kann aber noch nicht die Rede sein.

Nicht nur Disney, sondern auch die österreichische Filmbranche ringt noch um Geschlechtergerechtigkeit. Das zeigt der erste österreichische Film-Gender-Report, der im Auftrag des Österreichischen Filminstituts und des Bundeskanzleramts erstellt wurde. Analysiert wurden dabei unter anderem rund 100 österreichische Kinospielfilme aus den Jahren 2012 bis 2016, ebenso wie 13 Filmfestivals und elf Förderstellen.

"Die Fördergelder gehen zu einem größeren Anteil an Männer", erklärt Eva Flicker, Soziologieprofessorin an der Universität Wien und Autorin des Berichts. 80 Prozent der Herstellungsförderung wurde an Projekte vergeben, in denen Regie, Produktion und Drehbuch in Männerhand waren. Ebenso würden Männer mehr Förderung bekommen als Frauen. Die höchsten Förderbeiträge gingen ausschließlich an Projekte mit mehrheitlich männlich besetzten Film-Stabstellen.

Zugesagte Förderungen

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Auch einen Gender-Pay-Gap kann man im österreichischen Filmschaffen feststellen. 34 Prozent der Stabstellen waren weiblich besetzt, erhielten aber nur 29 Prozent der Honorare. "Wir sehen in den unterschiedlichen Film-Stabstellen auch ganz deutlich eine horizontale Segregation, also eine geschlechtsspezifische Trennung", sagt Eva Flicker. So ist etwa das Licht zu 100 Prozent in Männerhand. Ebenso männerdominiert sind Ton, Kamera und Musik. Frauen sind hingegen scheinbar für Casting, Kostümbild und Maske zuständig. "Hinsichtlich Offenheit könnte sich da in vielen Branchen noch einiges verändern", meint die Studienautorin. Auch in den "Kern-Stabstellen" Produktion (16 Prozent Frauenanteil), Regie (26 Prozent Frauenanteil) und Drehbuch (29 Prozent Frauenanteil) gebe es noch Luft nach oben.

Geschlechterverhältnisse bei der Regie

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Zwar waren 45 Prozent der Hauptfiguren in den analysierten Kinospielfilmen weiblich, jedoch war die Attraktivität weiblicher Figuren in den Filmen dreimal häufiger Gesprächsthema als die Attraktivität männlicher Figuren. Die Figuren wurden auch dem Bechdel-Wallace-Test unterzogen. Dieser misst die Geschlechterkonstellation mit Hilfe von drei simplen Fragen: Gibt es im Film mindestens zwei weibliche Figuren? Sprechen Sie miteinander? Und zwar über etwas anderes als einen Mann? Nur 53 Prozent der weiblichen Figuren bestanden diesen Test.

Bechdel-Wallace-Test

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Für den Film-Gender-Report wurde der Bechdel-Wallace-Test auch auf männliche Figuren angewandt. "Unsere Analyse hat gezeigt, dass weibliche und männliche Figuren differenzierter dargestellt werden, wenn in den Film-Stabstellen mehr Frauen vertreten sind", sagt Studienautorin Eva Flicker und liefert damit einen weiteres Argument für mehr Geschlechtergerechtigkeit.

Service

Österreichisches Filminstitut
Österreichischer Film Gender Report 2012-2016
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