Felix Kramer

HOOD.STYLE

Spielräume

Schönes Scheitern mit Felix Kramer

"Wahrnehmungssache" - Die Debüt-Platte des Wiener Chansoniers und Songwriters Felix Kramer

"Vielleicht bist es eh du", heißt eines der melancholischen Lieder von Felix Kramer, gerichtet an die vielleicht dann doch "eh" (nicht) geliebte Geliebte. In der Ambivalenz dieses "eh", einem Wort, das kaum aus dem österreichischen Deutsch in andere Sprachen zu übersetzen ist, steckt das resignativ-aufwühlende Drama einer Gefühlsmischkulanz. Ein poetisches "sowohl ... als auch", das der Komplexität menschlicher Beziehungen näher kommt, als überhöhend-verklärende Liebeslieder der hohen Pop-Minne. Denn, so Kramer im "Spielräume"-Interview abgeklärt: "Wirklich super ist es selten im Leben."

Aus Haken schlagenden Emotionen geschöpft

Mit Begriffen wie "Liebeslied" oder "Austropop" wird man den Songs des 23-jährigen Wieners nicht gerecht, dazu sind seine Geschichten zu wenig plakativ und stereotyp. Kramer schöpft aus den Haken schlagenden Emotionen, die uns Menschen so unberechenbar machen. Seine Texte erreichen dabei eine poetische Kraft, wie man sie von der französischen Chanson-Kunst des 20. Jahrhunderts kennt.

Ausgebildet wurde Kramer als klassischer Gitarrist an der Musik und Kunst Privatuniversität Wien. Sein Interesse galt und gilt aber auch der zeitgenössischen Musik - Ende des Jahres wird er unter seinem bürgerlichen Namen Felix Pöchhacker als Mitglied des Ensemble Phace mit Olga Neuwirths Vertonung des historischen Stummfilms "Die Stadt ohne Juden" durch Europa touren und bei Wien Modern auftreten. Zudem hat er auch experimentelle elektronische Musik produziert.

In sich geschlossene Kunstwerke

Genährt von diesen vielfältigen Ausdruckswelten konnten die Lieder des Felix Kramer organisch wachsen - was in dem Fall heißt: sich konzentrieren auf das Wesentliche. Erstaunlich reif für einen so jungen Liedermacher: Seine Songs sind in sich geschlossene Kunstwerke, wenn er sich dabei selbst auf der Gitarre begleitet. Mit dem neuen Label Phat Penguin von Ex-Universal-Chef Hannes Eder im Rücken hat es Kramer gewagt, diese fragilen Musikstücke, die er schon vor einem Jahr in einer "Spielräume"-Session vorgestellt hat, in Albumform zu gießen und mit weiteren Musikern im Studio einzuspielen.

"Eine langsame Geburt"

Ein länger dauernder Prozess: "Das war keine schwere, aber eine langsame Geburt", lächelt Kramer. Es hat gedauert, bis man den Sound eingedampft und manchen Liedern behutsam den in ihnen schlummernden Charakter geweckt hat. Dazu konnte man einen feinfühligen Produzenten gewinnen: Kramer hat Wilfrieds Vermächtnis-Platte "Gut Lack" aufmerksam gehört und fand den Sound so gut, dass er sich gedacht hat: "So ungefähr will ich klingen." Produziert hatte diese Platte Wilfrieds Sohn Hanibal Scheutz und der Bassist stand nun auch im Zentrum des Produktionsteams von Kramer. Dazu kamen herausragende Musiker wie Clemens Wenger und Martin Eberle von der Jazzwerkstatt Wien sowie Gitarrist und Produzent Martin Siewert. Für einige der Lieder - wie dem gesellschaftskritischen Opener "Wahrnehmungssache" - hat sich eine neue Welt aufgetan, bei manchen bleibt weiter die Gitarre im musikalischen Zentrum.

Vorgestellt hat sich Felix Kramer mit Band bereits beim heurigen Popfest in Wien. "Wahrnehmungssache" ist ab 21. September erhältlich. An diesem Tag spielt Kramer ein Solo-Set im Wiener Plattengeschäft Recordbag. Offiziell wird das Debüt dann - mit voller Bandbesetzung und einigen Überraschungsgästen - am 9. Oktober im Wiener Porgy & Bess aus der Taufe gehoben.

Service

Felix Kramer live
Freitag, 21. September 2018, Recordbag, Wien Dienstag, 9. Oktober 2018, Porgy & Bess, Wien Montag, 15. Oktober 2018, Die Scherbe, Graz

Gestaltung

  • Rainer Elstner