Yung Hurn

APA/HERBERT P. OCZERET

Radiokolleg, 18. September 2018

Yung Hurn

Der greifbare Erfolg des Cloud-Rap: Yung Hurn ist das aktuelle Reizthema No. 1 der hiesigen Musik-Journaille. Auch abseits seiner Fan-Blase ist der Künstler, sofern überhaupt bekannt, höchst umstritten.

Der greifbare Erfolg des Cloud-Rap

Gestaltung: Walter Gröbchen

Popmusik, die nicht nur mediokrer Formatradio-Mainstream sein will, polarisiert. Provoziert. Und verkauft sich dennoch - oder gerade deswegen - exorbitant gut. Vor allem bei der engeren Zielgruppe: so ziemlich allen im Alter zwischen 10 und 25 Jahren, die Musik als Identitäts-Anker, Eskapismus-Soundtrack und Absage an die Generation ihrer Eltern feiern.

Insofern kommt der Erfolg von Yung Hurn aus Wien-Donaustadt - er hat noch eine Reihe weiterer Pseudonyme, sein wahrer Vorname ist Julian - doch nicht ganz überraschend. Dennoch haben Yung Hurns Charts-Spitzenpositionen mit dem regulären Album-Debut "1220" anno 2018 - No. 2 in Deutschland, derselbe Rang in Österreich - manche Experten in Staunen versetzt. Vor allem solche, die noch nie zuvor vom Phänomen "Cloud Rap" gehört haben. Es handelt sich um eine musikalische Ausdrucksform offensiver Wurschtigkeit, voller Drogenmetaphern und Autotune-Gesangszeilen. In diesem Genre waren es hierzulande vor allem Money Boy und Crack Ignaz, die sich einen (Szene-)Namen machten, bevor der schmächtige Scheiß-mir-nix die virtuelle Bühne betrat.
Die üblichen Spielregeln der Pop-Branche scheinen für Yung Hurn nicht zu gelten: keine große Plattenfirma, lässige Medien-Verweigerung, Do-it-yourself-Experimente am laufenden Band. Der Durchlauferhitzer heißt YouTube, die Stereoanlage ist das Smartphone. Dem neuen lokalen Pop-Messias werden sogar kommerzielle Werbeauftritte verziehen. "Alle hassen uns, aber sie schau'n" heisst Hurns aktueller Anti-Schlager. Trefflich! Wer Punk und Gangsta-HipHop verstanden hat, sollte ahnen, was gespielt wird.

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