WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN
Wiener Staatsoper
Meisterwerk & Opus magnum - "Les Troyens"
Hector Berlioz‘ Oper "Die Trojaner" ist die erste Premiere der Wiener Staatsoper in dieser Saison. Ein gewaltiges, über fünfstündiges Opus magnum, das seit Jahrzehnten nicht mehr zu sehen und hören war. Starbesetzt mit Joyce DiDonato, Brandon Jovanovich und vielen anderen. Ö1 sendet einen Mitschnitt am 20. Oktober um 19:30 Uhr.
10. November 2018, 02:00
Die in den 1850er Jahren komponierte Oper spannt über die Figur des Aeneas den Bogen vom Ende des Trojanischen Kriegs bis zum Karthago der Königin Dido. Premiere ist am Sonntag.
Morgenjournal | 10 10 2018 | Vorbericht
Morgenjournal | 10 10 2018
Kulturjournal | 10 10 2018 - Joyce DiDonato im Porträt
Opernabend | 20 10 2018
"Die Trojaner" von Hector Berlioz sind das Musterbeispiel der Gattung der Grand Opera, der großen Französischen Oper mit Chören und Ballett. In Frankreich wird sie mit Wagners "Ring" gleichgesetzt, wie Alain Altinoglu erzählt. Der Franzose ist der Musikdirektor des Brüsseler Opernhauses La Monnaie und studiert das Werk zum ersten Mal - also mit großer Genauigkeit und Frische. Er sagt über das Werk: "Es ist unsere 'Götterdämmerung'."
Kulturjournal | 10 10 2018 | Joyce DiDonato im Porträt
Pessimistisches Werk
Die Inszenierung stammt vom britischen Opernprofi David McVicar, der sowohl imstande ist, große Chöre zu führen und in der Solistenarbeit in die Tiefe zu gehen. Er hält das Werk insgesamt für pessimistisch trotz seiner überirdisch schönen Stellen.
Berlioz war über sechzig, einsam und todessüchtig, als er das Werk Mitte des 19. Jahrhunderts komponierte. McVicar erzählt die Geschichte in Kostümen aus dem 19. Jahrhundert, die ans zweite Kaiserreich in Frankreich erinnern, zumindest im ersten Teil in Troja. Alles ist in Eisen oder Stahl gehalten, auch das trojanische Pferd. Schon hier erklingt das erste Liebesduett zwischen Cassandre und Chorebe, Anna Caterina Antonacci und Adam Plachetka. Für David McVicar ist es eine Oper, die auch heute gut in unsere politisch düstere Zeit passt.
Die Inszenierung von David McVicar war schon am Royal Opera House in London, an der Mailänder Scala uns in San Francisco zu sehen. Für die neue Besetzung an der Wiener Staatsoper hat er sie weiterentwickelt. Er arbeite mit den Sängerinnen und Sängern wie mit Schauspieler/innen aus dem Globe Theatre, sagt Joyce DiDonato, die in Wien die Dido singt.
SIMON PAULY
Sterbende Dido - Joyce DiDonato
Im zweiten Teil, in Karthago, das wie eine bunte orientalische Stadt in Modellform ausschaut, betritt dann der Superstar Joyce DiDonato als Dido die Bühne und man fühlt gleich, warum sie einer ist. Sie singt von der Liebe zu Äneas und von ihrem Freitod.
Für DiDonato ist es ihre erste szenische Didon, sie hat diese Rolle bisher nur konzertant gesungen - also ihr wirklicher Einstand an der Wiener Staatsoper.
DiDonato kommt ins Schwärmen, wenn sie über die Arbeit mit David McVicar pricht. Am Ende entscheidet Dido auf die dunkle Seite zu gehen, sagt sie. Zuvor erklingt aber noch eines der schönsten Duette der Operngeschichte mit Aeneas, DiDonatos amerikanischem Landsmann, Brandon Jovanovich, der heuer als Hermann in "Pique Dame" bei den Salzburger Festspielen begeistert hat.
Sollte man nicht verpassen
Musik, die lange nicht zu hören war. Und in ihrer Fülle wohl nur in der Oper ganz zu fassen ist. "Les Troyens" ist ein Meisterwerk, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Wer weiß, wann es wieder zu hören sein wird, ist es doch ein überaus teures Unterfangen, bei dem man auch die richtigen Stimmen nur schwer findet.