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Biopic über die "Frankenstein"-Autorin Shelley
Am 1. Jänner 1818 veröffentlichte die britische Autorin Mary Shelley im Alter von 20 Jahren ihren berühmten Roman "Frankenstein oder der moderne Prometheus", übrigens in der ersten Auflage anonym. Die Vorgeschichte zu diesem Roman und damit zugleich die schwierigen Jugendjahre der Schriftstellerin erzählt nun der Film "Mary Shelley" der saudi-arabischen Regisseurin Haifaa Al Mansour.
28. Jänner 2019, 02:00
Mittagsjournal | 28 12 2018
"Befreie dich von den Gedanken und Worten anderer, finde beim Schreiben deine eigene Stimme." Den Rat ihres Vaters, des Schriftstellers William Godwin wird die junge Mary Godwin (Elle Fanning) nicht vergessen. Doch um eine eigene Stimme zu finden, braucht es ein eigenes Leben, jenseits der gesellschaftlichen Konventionen und Zwänge im London des beginnenden 19. Jahrhunderts.
Suche nach Freiheit
Als sich Mary in den - bereits verheirateten - Dichter Percy Bysshe Shelley (Douglas Booth) verliebt, stößt das Paar auf heftigen Widerstand, zu allererst von Marys Vaters, der doch selbst in seinen Schriften die Vorzüge des Anarchismus preist. Theorie und Praxis der Freiheitssuche also, das ist die dramaturgische Leitlinie, der die aus Saudi-Arabien stammende Regisseurin Haifaa Al Mansour folgt.
Eifersucht, Demütigungen und Opferposen
Shelleys Wunsch nach einer - modern gesprochen - offenen Beziehung stößt bei Mary auf Ablehnung, und auch sonst arbeitet sich der Film an den Widersprüchen ab, die sich zwischen Anpassung und Auflehnung gegen eine konservative Gesellschaft auftun, etwa auch wenn es um die Finanzierung eines Lebens geht, das weit über den eigenen Möglichkeiten liegt. Da lauern viele Emotionen: Eifersucht, Demütigungen, und Opferposen, Krankheit und Tod, Tragödien, die Regisseurin Haifaa Al Mansour mit routiniertem Blick abgrast, "stets die Nachvollziehbarkeit für ein heutiges Publikum im Auge", wie Al Mansour meint.
Weltruhm mit "Frankenstein"
Den Dichter Shelley und seinen exzentrischen Kollegen Lord Byron (Tom Sturridge) könnte man - auch recht modern betrachtet - als ausgewachsene Macho-Exemplare qualifizieren. Überhaupt geraten die Geschlechterverhältnisse immer wieder in den Fokus des Films. Am Ende schreibt Mary eben jenen "Frankenstein"-Roman, der ihr zu Weltruhm verhelfen wird. Dem Film wird das wohl eher nicht passieren. Zu konventionell, zu sehr auf Nummer sicher bedacht ist die Form, die Regisseurin Haifaa Al Mansour gerade einer Erzählung über das Unkonventionelle angedeihen lässt.
Gestaltung
- Arnold Schnötzinger