
POLYFILM
Film
"Fahrenheit 11/9" - Michael Moore und die US-Wahl
Am 9. November 2016 wurde der Sieg von Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen verkündet, ein Datum, das sich der US-amerikanische Dokumentarfilmer Michael Moore für seinen neuen Film aneignet: "Fahrenheit 11/9", der Titel ist auch eine Anspielung auf Moores Film "Fahrenheit 9/11" aus dem Jahr 2004, beschäftigt sich mit der Wahl und Präsidentschaft Trump. Dabei nimmt Moore nicht nur den Präsidenten selbst, sondern auch die demokratische Partei ins Visier.
16. Februar 2019, 02:00
Morgenjournal | 16 01 2019
Arnold Schnötzinger
Morgenjournal | 16 01 2019
Schauspieler George Clooney war sich so sicher: "Donald Trump wird nie Präsident der USA werden!" Doch dann kam es bekanntlich ganz anders: "Wie zum Teufel konnte das passieren?", fragt sich der Filmemacher Michael Moore in seinem neuen Film.
Schon im Vorfeld der Präsidentenwahl 2016 hatte er Trump als Präsident vorausgesagt, gewarnt, den Milliardär zu unterschätzen, gewarnt vor Hillary Clintons mangelnder Popularität, und überhaupt wäre Bernie Sanders der legitime Kandidat gewesen. Dafür legt Moore Beweise von Wahlbetrug innerhalb der demokratischen Partei vor - einer Partei, die bei den Kandidaten-Vorwahlen bewusst den Wählerwillen ignoriert hätte.
Selten mehr als Bekanntes
Freilich ist Moore auch in "Fahrenheit 11/9" in gewohnter Manier als polemischer Stimmungsmacher unterwegs, mit dem Anspruch, vielleicht unbekannte Erfahrungen mit und rund um Donald Trump weiter zu geben. Doch wirklich neu sind Moores Erkenntnisse nicht. Selten kommt er über den medialen Kenntnisstand hinaus, wenn er Trumps Hang zur Lüge, zu Frauenfeindlichkeit und Rassismus beklagt, ein fragwürdiges Verhältnis zur Pressefreiheit.
Bleiverseuchtes Trinkwasser
Erhellend, wenn auch weit weg vom eigentlichen Thema sind aber seine Zustandsbeschreibungen aus dem Alltag eines Landes in der Krise: ein Lehrerstreik in Michigan für bessere soziale Absicherung, die Probleme mit Waffenfanatismus, oder die Krise rund um vorsätzlich bleiverseuchtes Trinkwasser in Moores Heimatstadt Flint. Ein Glas davon reicht der Regisseur vor laufender Kamera dem Pressesprecher des Gouverneurs von Michigan, trinken mag dieser freilich nicht.
Interviewteppich ausgerollt
Aktionismus und krude Spekulation, Verkürzungen bis hin zur bewussten Manipulation. Die Aussagen von ideologischen Gegnern montiert Moore kontextbefreit und als hektische Bruchstücke in den Film, den eigenen Sympathisanten hingegen wird in ruhigem Ambiente und andächtig der Interviewteppich ausgerollt, wie etwa Bernie Sanders oder dem Historiker Timothy Snyder.
Vergleich Trump - Hitler
Offensichtlich motiviert von seinem Prophezeiungstalent lässt sich Moore am Ende zu einem grenzwertigen Trump-Hitler-Vergleich hinreißen, untergräbt damit seine Glaubwürdigkeit auch dort, wo er durchaus pointiert den Finger auf die sozialen und politischen Wunden seines Landes zu legen weiß. Aber genauso sehr weiß Moore eben auch, was er seinem eigenen Geschäftsmodell schuldig ist.
Gestaltung
- Arnold Schnötzinger