Blauer Himmel und das Burgtheater

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Burgtheater

Karin Bergmann im Gespräch

Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann übergibt im Sommer die Leitung des Hauses an Martin Kusej. Über ihre Gespräche mit ihm, die Stimmung am Haus, ihre eigene Bilanz und über ihren Umgang mit Kritik sprach sie mit Ö1.

Kulturjournal | 28 01 2019 - Interview

Katharina Menhofer

Bereits letzte Woche hat Karin Bergmann Bilanz über ihre fast fünfjährige Amtszeit gezogen, und einen Ausblick über das dichte Programm mit insgesamt noch zwölf Premieren bis zum Sommer gegeben. Ein unbestrittenes Verdienst von Bergmann war es, dass sie das Haus aus seiner größten finanziellen Krise geführt hat und ihrem Nachfolger Martin Kusej im Sommer ein schuldenfreies Haus und sogar Rücklagen für die Sanierung des Burg-Kasinos hinterlässt.

Kulturjournal | 25 01 2019

Katharina Menhofer

Schlaflose Nächte

Fünf Jahre liegen hinter ihr - fünf Monate vor ihr. Ohne Wehmut, mit der ihr eigenen Sachlichkeit hat Karin Bergmann schon heute, wohl auch um Martin Kusej mit seiner Programmvorstellung nicht in die Quere zu kommen, Bilanz gezogen. Dabei erinnerte sie sich an schlaflose Nächte zu Beginn und die bange Frage, ob das hier wirklich zu schaffen sei.

Es war zu schaffen, auch wenn sie mit hämischen Beinamen wie "Trümmerfrau" bedacht wurde. Gemeinsam mit dem ehemaligen kaufmännischen Direktor Thomas Königstorfer (seit wenigen Tagen kaufmännischer Geschäftsführer der Oberösterreichischen Theater- und Orchester GmbH), von dem sie sich heute offiziell verabschiedete, habe man das Haus schuldenfrei bekommen. Mit Robert Beutler stellte Bergmann seinen Nachfolger vor - ihr Wunschkandidat und auch der von Martin Kusej.

Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann und Kaufmännischer Geschäftsführer Robert Beutler

Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann und Kaufmännischer Geschäftsführer Robert Beutler

APA/HERBERT PFARRHOFER

83 Prozent Auslastung

Mit der aktuellen Auslastung von 83 Prozent sei man höchst zufrieden, vor allem wenn man die Größe des Hauses bedenke. Eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen sei es, wenn sie morgens das Burgtheater betrete, die Kassenberichte des Vorabends zu lesen (Anmerkung Robert Beutler: "Ich lese die Kritiken"). Zu den beliebtesten Inszenierungen zählen derzeit "Mephisto" mit 98 Prozent Auslastung, "Medea" von 96 Prozent und "Der Besuch der alten Dame" mit 94 Prozent Auslastung.

Nicholas Ofczarek in "Mephisto"

APA/HERBERT P. OCZERET

Nicholas Ofczarek in "Mephisto"

2 Millionen Zuschauer in 5 Jahren

Insgesamt haben in der Ära Bergmann rund zwei Millionen Zuschauer das Burgtheater besucht. Die Eigeneinnahmen wurden um 50 Prozent gesteigert und auch das Sponsoring laufe hervorragend. Von den rund 107 Premieren, seien fast die Hälfte Ur- und Erstaufführungen gewesen, einige kommen in den nächsten fünf Monaten noch dazu: Etwa eine Bühnenfassung von Josef Roths Roman "Hiob", Claus Peymanns Regie von Ionescos "Die Stühle", Andrea Breths Hauptmann-Inszenierung "Die Ratten" oder eine Uraufführung von Wolfram Lotz.

Autorinnen und Autoren im Zentrum

Die Autorinnen- und Autorenpflege sei bei ihr immer im Zentrum gestanden so Bergmann, die unter anderem Ferdinand Schmalz eine neue Version des "Jedermann" abringen konnte, mit Wolfram Lotz "Die lächerliche Finsternis" das deutschsprachige Stück des Jahres 2015 vorweisen konnte oder Ewald Palmetshofer mit "Die Unverheiratete" zum Mülheimer Dramatikerpreis verhalf.

"Wir können mit Fug und Recht sagen, dass Autorinnen und Autoren wie Wolfram Lotz, Ferdinand Schmalz, Ewald Palmetshofer Thomas Köck, Ayad Akhtar oder Miroslava Svolikova, Autoren sind, die hier wirklich in Aufführungen vorgestellt wurden und danach weiter Thema waren und viel gespielt werden", so Bergmann.

Gutes für Kusej

Einer dieser Autoren ist der kongolesische Schriftsteller Fiston Mwanza Mujila, dessen Stück "Zu der Zeit der Königinmutter" mit Gertraud Jesserer in der Titelrolle, demnächst im Akademietheater uraufgeführt wird. Mit einem Zitat daraus: "Die Welt braucht Poesie und mehr Utopien, Träume und die ewige Hoffnung" (über dem Podium angebracht) verabschiedete sich Bergmann heute zumindest offiziell von den Medienvertretern.

Sie habe ein Haus mit Schulden übernommen und übergebe Martin Kusej ein gut aufgestelltes Theater, mit Rücklagen, die er sowohl für seine erste Spielzeit als auch für die Renovierung des Kasinos am Schwarzenbergplatz verwenden könne: "Ich glaube, dass ich ihm da wirklich was Gutes hinterlasse.

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