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April
Eva Schmidt, "Die untalentierte Lügnerin"
Wozu Literatur imstande ist, zeigt sich am deutlichsten, wenn sie nicht mit exotischen Orten prunkt oder mit dem Paukenschlag sensationeller Ereignisse punkten will; wenn sie sich also ganz auf die Sprache konzentriert und auf die Erzähltechnik. "Die untalentierte Lügnerin" ist ein stiller Text, doch schon nach wenigen Sätzen spürt man, dass darunter Abgründe brodeln.
1. März 2021, 16:22
Ex libris | 03 03 2019
Die in Bregenz lebende Autorin Eva Schmidt debütierte 1986 mit einem vielbeachteten und in Folge preisgekrönten Prosaband, veröffentlichte zwei weitere Bücher ("Reigen" und "Zwischen der Zeit“), ehe sie für beinahe 20 Jahre literarisch verstummte. 2016 gelang ihr mit dem Roman "Ein langes Jahr" ein phänomenales Comeback – das Buch stand auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2016.
Musikalische Sätze
Eva Schmidts aktueller Roman "Die untalentierte Lügnerin“ handelt von Maren, einer jungen Frau, der wenig im Leben gelingen will. Doch ehe sie angesichts des beruflichen und privaten Scherbenhaufens aufgibt und verzweifelt, findet sie-mitunter radikale-Wege der Befreiung. Vieles ist an diesem herausragenden Werk zu loben-allein schon die Sprache, die Eva Schmidt für Naturwahrnehmungen findet. Oder die knappen Sätze, in denen sich ganze Beziehungswelten kristallisieren können.
Es liegt an den Sätzen, dass man dieses Buch nie ausgelesen hat, sondern sich immer wieder darin verfängt, sobald man es aufschlägt. Musikalische Sätze, die über Abgründe gespannt sind und manchmal über diese hinausführen. Aus der Katastrophe wird so die Möglichkeit eines anderen Lebens skizziert, ganz ohne Pathos, ohne Sentimentalität.
Service
Eva Schmidt, "Die untalentierte Lügnerin“, Jung und Jung Verlag