Gitarrenspieler

VSE SAMOE

Zeit-Ton

Shape Showcase bei Gamma Festival in St. Peterburg

Ende 2014 gründeten 16 Festivals des Festivalnetzwerkes ICAS der International Cities of Advanced Sound die Plattform Shape für spannende neue Projekte aus dem Bereich der Musik und audiovisuellen Kunst - eines dieser 16 Festivals ist das ORF musikprotokoll im steirischen herbst.

Gemeinsam werden jedes Jahr 48 Künstler/innen und Projekte ausgewählt, auf die dann jeweils zwölf Monate lang die Shape Scheinwerfer gerichtet sind. Und einmal im Laufe dieser zwölf Monate wird ein befreundetes Festival besucht, um gemeinsam einen Shape Showcase zu veranstalten und Brücken zu bauen. Nach Montreal (Mutek), Rio (Novas Frequencias) und Kampala (Nyege Nyege) führte dieser heuer Mitte Juli in die russische Kulturmetropole St. Petersburg zum Gamma Festival.

Großer Konzertabend in der Stepan Razin Fabrik

Der zentrale große Konzertabend fand vom 13. auf den 14. Juli in der beeindruckenden, derzeit brach liegenden Stepan Razin Fabrik statt, wo einmal die älteste Brauerei Russland untergebracht war, wie man uns erzählte. Auf Miteinladung des ORF musikprotokoll dort aufgetreten sind Schtum, das Duo von Manu Mayr und Robert Pockfuß.

Die Bandbreite der dargebotenen Musik- und Kunstbeiträge sei wirklich sehr überwältigend gewesen, so Mayr. "Ehemalige Brauerei klingt jetzt vielleicht ein bisschen lieblich, also das hat schon eher so einen Atomreaktor-Charakter gehabt, muss man sagen, weil es sehr hohe, riesige Räume waren und das Ganze sich über fünf Stockwerke erstreckt hat.

Im Erdgeschoß war der Main Floor. Durch enge, überfüllte Treppenhäuser hat man sich dann langsam den Weg zu den anderen Bühnen gebahnt und in vielen kleineren Räumen waren Ausstellungen zu sehen. Man hat wirklich viel erleben können." Je höher man die Treppen hinaufgestiegen und je tiefer man in die Seitengänge eingedrungen ist, um so abstrakter sei auch das Musikprogramm geworden, ergänzt Pockfuß. "Das war schon ein sehr gut durchdachter Mix, der auch scheinbar gut aufgegangen ist, denn es waren doch sehr viele Leute da."

  • Besucher sehen sich die Räumlichkeiten an

    VSE SAMOE

  • Besucher sehen sich die Räumlichkeiten an

    DENIS DENISOV

  • Besucher sehen sich die Räumlichkeiten an

    NIKITA GRUSHEVSKY

  • Ein Künstler spielt Egitarre

    VSE SAMOE

  • Location Petersburg

    NIKITA GRUSHEVSKY

  • Decke mit Neonlichtern

    NIKITA GRUSHEVSKY

  • Location Petersburg

    DENIS DENISOV

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Russlands Berlin

Gegründet wurde das Gamma Festival 2016 von Slava Kostyakhin und Ivan Logos, die vor zehn Jahren die Agentur m_division ins Leben gerufen haben, die das ganze Jahr über Konzerte und Club-Nächte veranstaltet. Das Kulturleben in St. Petersburg sei derzeit besonders spannend, erzählt Kostyakhin. "Es gibt viele Industriegebäude, die noch immer leer stehen. Und nirgendwo in Russland pflegen die Leute einen so freien Lebensstil wie in St. Petersburg. Außerdem ist das Leben hier noch immer billiger als in Moskau. All das sind gute Gründe, um hier jetzt etwas aufzubauen, eine Community zu schaffen." Gerne bezeichnen die St. Petersburger/innen ihre Stadt als das neue Berlin.

Gamma Pro

Seit vergangenem Jahr verstärkt die Kunsthistorikerin und Kuratorin Natalia Fuchs das Festival-Team. Zum zweiten Mal hat sie heuer die Gamma Pro Konferenz programmiert, ein interdisziplinäres Forum, das Vertreter/innen aus Kunst, Kultur und Technologie zusammenbringt. Kultur könne ein Motor für soziale Innovation sein, so Fuchs.

Die internationale Ausrichtung des zweitägigen Gesprächsprogramms sei dabei zentral. "Ich möchte zeigen, dass internationale Kooperationen auch von Russland ausgehen können; dass wir hier nicht nur Arbeiten vorstellen können, die anderswo entstanden sind, sondern dass wir gemeinsam etwas Neues schaffen können, internationale Projekte mit großartigen Ergebnissen, die überall präsentiert werden können."

Gamma Lab

Und so luden die Veranstalter/innen des Gamma Festivals im Mai zum Gamma-Lab. Für zwölf Tage trafen sich unter der Leitung der Moskauer Medienkünstlerin Helena Nikonole und Peter Kirn, dem Gründer des MusicMaker’s Hacklab, Musiker/innen aus Russland, Kenia, der Slowakei und Deutschland, um das künstlerische Potential von Machine Learning, einem Teilbereich der Künstlichen Intelligenz, auszuloten.

Begleitet wurden sie dabei von Natasha Soboleva, die sich an der Russischen Akademie der Wissenschaften mit dem Forschungsfeld der Künstlichen Intelligenz beschäftigt. Die während des Labs und in den darauffolgenden Wochen entwickelten Projekte wurden im Rahmen des großen Konzertabends in der Stepan Razin Fabrik auf dem AI Stage präsentiert.

Ihre Mission würde sich mit drei Wörtern umreißen lassen, so Slava Kostyakhin. "Unite, Create, Inspire. Zuerst möchten wir die Menschen in Russland zusammenbringen, dann möchten wir einen internationalen Dialog in Gang setzen, um schließlich gemeinsam Neues zu schaffen. Gemeinsam können wir auch den Rest der Gesellschaft inspirieren."

Service

Gamma Festival
shape - Platform for Innovative Music and Audiovisual Art from Europe
Schtum
ORF musikprotokoll

Gestaltung