HPV-Impfung

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Tabu-Thema HPV - nur impfen schützt

In Österreich erkranken jährlich rund 40.000 Menschen an Krebs. Eine vermeidbare Ursache von Krebs sind Infektionen mit Viren, etwa mit Humanen Papilloma Viren, kurz HPV.

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Journal Panorama | MO | 26 08 2019 | 18:25 Uhr

HPV ist die am häufigsten sexuell übertragbare Infektion, die sowohl Frauen als auch Männer betrifft. Vier von fünf Personen stecken sich im Laufe ihres Lebens einmal mit HPV an. Die Übertragung erfolgt durch Schleimhautkontakt, fast immer durch Geschlechtsverkehr. Es gibt mehr als 150 HPV Typen: Man unterscheidet Niedrig-Risiko- und Hoch-Risiko Stämme. Die Low-Risk-HP-Viren können zur Bildung von harmlosen, aber lästigen Warzen am Ort der Infektion führen. Die High-Risk-Stämme aber auch Krebsvorstufen auslösen: Am Gebärmutterhals, an den Geschlechtsorganen von Mann und Frau, in der Analregion oder im Rachen. Mit HPV-Aufklärung,- Impfung und -Screening wäre es möglich, HPV bezogene Krebsarten signifikant zu senken.

Gegen Krebs gibt es eine Impfung

Die HPV-Impfung gibt es seit 2007, sie ist in 120 Ländern weltweit zugelassen. Es wurden international bereits mehr als 350 Millionen Dosen verimpft. Je höher die Durchimpfungsrate in einem Land, desto höher der sogenannte "Herdenschutz“" In Schottland, Portugal und Schweden sind die Durchimpfungsraten hoch; in Australien sind sogar 90 Prozent der Einwohner gegen HPV geimpft.

In Österreich sieht die Lage anders aus: Im Gesundheitsministerium geht man davon aus, dass nur etwa die Hälfte der Kinder - Buben und Mädchen - vor HP Viren geschützt sind. Dabei ist die Impfung zwischen dem neunten und zwölften Lebensjahr gratis. Experten zufolge, das meint etwa Patientenanwalt Gerald Bachinger, liegt das vor allem an einem Informationsdefizit. Im Gesundheitsministerium wird derzeit eine Impfbroschüre erstellt, die zu Schulstart an alle Schulen geschickt werden soll. Außerdem wurde ein eigener HPV-Informationsfolder zusammengestellt, der schon bald in Ordinationen aufliegen und über das Thema informieren soll.

Da völlige Enthaltsamkeit für wenige Menschen praktikabel ist und Kondome bei HPV nur ungenügend vor Ansteckung schützen, infizieren sich mindestens 80 Prozent aller sexuell aktiven Menschen. In vielen Fällen bemerkt man gar nicht, dass man sich infiziert hat, denn oft wird das Immunsystem innerhalb eines Jahres mit der Infektion allein fertig. Das funktioniert aber leider nicht immer bei allen Menschen: Abhängig vom Virustyp, kann eine Infektion auch dauerhaft bestehen bleiben und Krebsvorstufen auslösen. Werden diese nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann die betroffene Person an Krebs erkranken.

In Österreich bekommt statistisch gesehen jeden Tag mindestens eine Frau die Diagnose Gebärmutterhalskrebs. Denn bei jüngeren Frauen zwischen 15 und 44 Jahren ist die Erkrankung der vierthäufigste Krebs nach Brust-, Lungen und Darmkrebs. 150 Frauen sterben in Österreich jedes Jahr an Gebärmutterhalskrebs. Fast alle haben eine HPV Infektion. Wer sehr viele Sexualpartner hat, ist besonders gefährdet, sich mit HP Viren zu infizieren, aber auch Personen, deren Immunsystem stark beeinträchtigt ist - wie HIV Patienten oder Menschen, die ein Organ verpflanzt bekommen haben.

Frau Theresa, 65 aus OÖ, Gebärmutterhalskrebspatientin, sagt im "Journal Panorama":

Strahlentherapie und Chemo - beides ist heftig, zwischendurch habe ich gedacht, ich muss abbrechen. Es war so schmerzhaft - schlimm. Wenn man diese Angst und diese Schmerzen vermeiden kann, dann soll man das doch machen! Wenn ich es gewusst hätte, ich hätte mich sicher impfen lassen!

Um Gebärmutterhalskrebs zu verhindern, ist der regelmäßige Besuch beim Frauenarzt anzuraten. Der Gynäkologe macht einen Krebs-Abstrich vom Muttermund, den sogenannten Pap-Test, um eventuelle Veränderungen festzustellen. Da der Pap-Test allerdings nur eine Trefferquote von etwa 50 Prozent hat, ist es am sichersten, ihn mit einem HPV-Test zu kombinieren. Der wird in Österreich aber nicht routinemäßig durchgeführt. Die Krankenkasse zahlt den HPV-Test, wenn ein auffälliger Pap-Abstrich näher abgeklärt werden muss. Wird dabei eine HPV-Infektion nachgewiesen, ist es vernünftig, aufmerksam zu sein, beängstigend ist ein derartiger Befund aber an sich noch nicht, beruhigen Gynäkologen. Reinhard Kirnbauer, Dermatologe am Wiener AKH sagt dazu:

Die HP- Impfung ist und war immer ein sehr sicherer Impfstoff. Zum heutigen Zeitpunkt wurden sicher weltweit schon 100 Millionen Dosen an HPV-Impfstoff verimpft.

Der derzeit in Österreich verabreichte Impfstoff schützt gegen neun der häufigsten HPV-Stämme. Am besten wirkt die Impfung, wenn sie vor dem ersten sexuellen Kontakt erfolgt. In Österreich werden Mädchen und Buben mit neun Jahren, also in der vierten Klasse Volksschule, geimpft. Ab dem neunten Geburtstag bis zur Vollendung des 12. Lebensjahres ist die Impfung laut Österreichischem Impfplan 2018 kostenlos - an Schulen oder an Impfstellen der Bundesländer. Bis zum 15. Lebensjahr wird zum vergünstigten Selbstkostenpreis geimpft. Der variiert je nach Bundesland. Für Erwachsene kostet die HPV-Impfung etwas mehr als 600 Euro. Die Impfung wird in drei Teilen verabreicht. Schwere Nebenwirkungen sind praktisch ausgeschlossen, sagt Maria Paulke-Korinek, Impf-Expertin im Gesundheitsministerium. Es kommt vereinzelt zu Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle.

Der jetzt übliche Neunfach-Impfstoff schützt auch gegen die niedrig Risiko HPV Typen 6 und 11. Diese verursachen äußert unangenehme Genitalwarzen. Die sind zwar nicht lebensbedrohend, müssen aber fast immer behandelt werden. Außerdem bedeuten sie eine starke psychische Belastung. 70 Prozent der Genitalwarzen kommen nach einer Behandlung wieder.

Petrol Ribbon

Wie bei Pink Ribbon (Brustkrebs) steht Petrol Ribbon für eine Kampagne gegen Unterleibskrebs.

PETROL RIBBON

Die WHO befürwortet die HPV Impfung

Die HPV-Impfung wird nicht nur von der WHO, der Weltgesundheitsorganisation empfohlen, sondern auch von der Internationalen Agentur für Krebsforschung, der Österreichischen Krebshilfe, sowie der Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie der Kinder- und Jugendheilkunde.

Derzeit wird im Wiener Allgemeinen Krankenhaus in Zusammenarbeit mit dem National Cancer Institute in den USA an einer 15fach-Impfung gegen HPV gearbeitet, bestätigt Dermatologe Reinhard Kirnbauer vom AKH. Der Impfstoff wird weitere sechs HPV-Stämme abdecken. Wenn alle Verfahren abgeschlossen sind, könnte er bereits in einigen Jahren verfügbar sein.

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