Pflanzen in einer Schiene

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Haus der Meeres

Begrünungsstrategien in der Großstadt

Unter Hitzetagen leiden die Menschen besonders in Großstädten. Welche Maßnahmen werden dagegen zum Beispiel in einer Stadt wie Wien unternommen? Vergangene Woche hat das Haus des Meeres im sechsten Bezirk eine der größten Fassadenbegrünungen präsentiert und im siebenten Bezirk werden Pionierleistungen vollbracht, indem in der Zieglergasse die erste "Kühle Meile" mit 24 großen Bäumen bepflanzt wird.

Morgenjournal | 11 09 2019

Sabine Oppolzer

Grünwand

KATHARINA SZUETS

400 Quadratmeter groß ist der vertikale Blumen- und Pflanzengarten auf der Fassade des alten Flakturmes, in dem sich das Haus des Meeres befindet. Gerhard Herndl, Meeresbiologe und Präsident des Hauses erklärt, dass diese Pflanzen nicht nur CO2 aufnehmen und Sauerstoff produzieren, sie kühlen auch die Umgebung um zwei bis drei Grad. Es ist ein Effekt, den man von großen Bäumen kennt, unter denen man an heißen Tagen die Abkühlung spürt. Dafür ist nicht nur der Schatten verantwortlich, sondern auch die Verdunstungskälte des Wassers, das die Bäume aus der Erde aufnehmen.

Kühlleistung wie 40 Klimaanlagen

Auf diesen 400 Quadratmetern werden täglich bis zu 2.000 Liter Wasser verdunstet. Das entspricht der Leistung von 40 Klimaanlagen, die acht Stunden täglich laufen. Wobei Klimaanlagen aber zwar die Innenräume kühlen, dafür aber den Außenraum zusätzlich erhitzen. Daher ist es wichtig, dass die Stadtbegrünung rasch erfolgt, bevor die Bewohner/innen ihre Häuser mit Klimaanlagen aufrüsten.

Errichtet hat diese Wand Sascha Haas mit seiner Firma Stadtbegrüner. Er merkt in den letzten Jahren deutlich die Zunahme der städtischen Begrünungsprojekte - nicht nur im Außenraum.

Grüne Wände auch im Innenraum

Die Projekte der Stadtbegrüner werden seit zehn Jahren von der BOKU und TU begleitet, um herauszufinden, ob die Schimmelspornbildung mit grünen Wänden steigt oder sinkt. Tatsächlich sinkt sie. Weshalb grüne Wände gerade im Schulbau oft zur Anwendung kommen. "Einerseits sinkt die Schimmelspornbildung, andererseits schaffen grüne Wände einfach ein angenehmeres Raumklima", sagt Sascha Haas.

Die erste "Kühle Meile" im 7. Bezirk

Die erste "Kühle Meile" mit 24 großkronigen neuen Bäumen wird schon im November im siebenten Bezirk fertig gestellt. Die Kosten von 2,4 Mio. Euro kamen aus dem von der neuen Vizebürgermeisterin Birgit Hebein dafür wienweit zur Verfügung gestellten acht Millionen Euro. Bisher gibt es im siebenten Bezirk nur zwei Prozent Grünfläche, 25 Prozent sind Verkehrsfläche, der Rest Gebäude.

Markus Reiter, der grüne Bezirksvorsteher im siebenten Bezirk meint, man könne mit Baumpflanzungen beidseitig eine Reduktion der gefühlten Temperatur um bis zu 15 Grad erreichen, wenn die Baumkronen eine geschlossene Schattendecke bilden - wie Klimaforscher sagen.

Autos in die leeren Garagen

Von den 15.000 Stellplätzen fallen dadurch nur 50 weg. Reiter sagt: Könnte er nur die Hälfte der Stellplätze in den teilweise leerstehenden Garagen unterbringen, könnte er 1.000 Bäume pflanzen. Nächstes Jahr soll auch die Begegnungszone Neubaugasse begrünt werden, sowie ein Teil der Zollergasse. Vermutlich werden auch die Bewohner anderer Bezirke derartige Maßnahmen einfordern.

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