100 Jahre Bauhaus

White City Center in Tel Aviv wird eröffnet

100 Jahre Bauhaus - der runde Geburtstag der deutschen Bauhaus-Bewegung wird jetzt auch in Israel gefeiert. In keiner anderen Stadt der Welt stehen so viele Bauhaus-Bauten wie in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv - die White City ist seit 2003 UNESCO-Weltkulturerbe. Das berühmte Viertel bekommt zum Geburtstag ein eigenes, frisch-renoviertes Architektur-Zentrum. Die Eröffnung ist am Donnerstag.

Baudenkmal und Bauhaus-Juwel: Das Max-Liebig-Haus, in der Idelson Straße 29, im Herzen der weißen Stadt. Es wird gestrichen, geschliffen, poliert, gemalt, um dem Originalzustand möglichst nahe zu kommen - die Zeit bis zur Eröffnung wird knapp. Sharon Golan-Yaron ist Architektin und Bauhaus-Beauftragte der Stadt Tel Aviv: "Wir sind das größte Ensemble und haben ungefähr 4.000 Häuser der Moderne."

Das White City Center

WHITE CITY CENTER, YAEL SCHMIDT

Den Architekturstil der Moderne bringen jüdische Architekten in den 30er Jahren aus Deutschland mit - während dort die Nationalsozialisten die Bauhaus-Schule, so etwas wie die Wiege der klassischen Moderne, zur Selbstauflösung zwingen, erlebt der Bauhaus-Stil in Israel eine zweite, verspätete Blütezeit.

Ort des Ideenaustauschs

"Sie wollten nicht an die Städte erinnert werden, aus denen sie kamen. Sie wollten einen Zukunftsbau, eine Hoffnung, eine Utopie", sagt Golan-Yaron. Das White City Center soll zu einem Ort der Ideenaustauschs werden - für Denkmalschützer, Architekten, für die Bewohner von Bauhaus-Bauten und für die Stadt.

Menschen auf dem Dach des White City Center

WHITE CITY CENTER, YAEL SCHMIDT

In der oberen Etage des Max-Liebig-Hauses entsteht eine Museumswohnung, ursprünglich bewohnt von Österreichern. Kacheln, Fensterrahmen, Beschläge, vieles ist orignalgetreu: platzsparende, abgerundete Badezimmer-Elemente etwa oder die schlichte Einbau-Küche inspiriert durch die Frankfurter Küche der Österreicherin Margarete Schütte-Lihotzky.

Die Kachel aus Mettlach

Auf einer Kachelrückseite fand man die Aufschrift "Villeroy & Boch made in Mettlach, Germany", erzählt die Bauhaus-Beauftragte. Dem ging man nach und fand heraus, dass es in den 30er Jahren einen Vertrag zwischen Nazi-Deutschland und den Zionisten in Palästina gab. Dieser hat Juden auf der Flucht aus Deutschland zumindest für eine kurze Zeit ermöglicht, ihr Erspartes in Form deutscher Waren außer Landes zu bringen. Und die könne man als Kacheln, Holz, Metall, Knöpfe oder Wasserhähne in den Häusern finden.

Stiegenhaus

WHITE CITY CENTER, YAEL SCHMIDT

Sanierung des Bauhaus-Weltkulturerbes

Etwa 60 Prozent des Bauhaus-Weltkulturerbes sind unsaniert, die meisten der 4.000 Häuser sind in Privatbesitz, Geld zur Sanierung fehlt, viele Fassaden bröckeln, die weiße Stadt droht grau zu werden. Um das zu verhindern geht Tel Aviv einen ungewöhnlichen Weg. Bei einer denkmalgerechten Sanierung erhält man „Luftrecht“ und darf aufstocken. Mit dem Geld für die neuen Apartments wird dann das ganze Haus saniert.

Das Konzept gehe zwar auf, so die Bauhaus-Beauftragte Sharon Golan-Yaron, aber die miteinhergehende Gentrifizierung sei ein Problem. Kommenden Donnerstag wird das White City Center in Tel Aviv eröffnet - Baudenkmal und zugleich Symbol für eine lebendige und bewohnte weiße Stadt.

Service

White City Center