"Marianne and Leonard: Words of Love"

BABIS MORES

Film

"Marianne & Leonard" - Cohens Langzeitliebe

Vor drei Jahren ist der kanadische Poet und Sänger Leonard Cohen gestorben. Genau drei Jahre nach seinem Tod kommt nun ein neuer Film mit und über Cohen ins Kino. "Marianne and Leonard: Words of Love" vom britischen Regisseur Nick Broomfield ist aber kein klassisches Bio-Pic. Wie schon der Titel andeutet, geht es ihm zentral um eine ungewöhnliche Liebesbeziehung - jener zwischen dem Sänger und seiner norwegischen Langzeitliebe Marianne Ihlen, die auch den Klassiker "So Long Marianne" inspiriert hat.

An diesem Film werden Leonard-Cohen-Fans Gefallen finden. Elegisch, langsam und mit Tiefgang nähert sich Nick Broomfield seinem Sujet. Ganz so wie Leonard Cohen selbst seine Kunst inszenierte. Dazu kommt in diesen 97 Minuten noch viel Liebe zum Detail, ein bisschen Cohen-Weichspüler und viel Sixties-Flair. Die Idee "Cohen-Film" ist groß - und sie funktioniert in den Händen von Nick Broomfield hervorragend.

On/Off über Jahrzehnte

"Marianne und Leonard - Words of Love" nennt Broomfield sein Werk aus gutem Grund, denn hier geht es nicht um eine Seligsprechung von Leonard Cohen. Die erledigen ohnehin andere. Der britische Dokumentarfilmer besingt stattdessen eine große Liebesbeziehung, der er sich über Archivmaterial und durch Erzählungen von Freunden und Wegbegleitern des Paares nähert.

Getroffen haben sich Cohen und Ihlen in den 1960er Jahren auf der griechischen Insel Hydra. Jahrzehntelang blieben sie im Leben des anderen relevant, bis beide an Leukämie erkranken und 2016 innerhalb weniger Wochen beide sterben. Broomfields Vorteil war es, beide gekannt zu haben. Er blickt somit auch ganz persönlich zurück und setzt eine Zeit in Szene, die er selbst miterlebt hat. "Für mich war es auch eine wunderbare Chance, dieses Kapitel in meinem Leben neu zu lesen und dieser Phase neu zu begegnen", sagt der Regisseur.

Marianne Ihlen

NICK BROOMFIELD

Marianne Ihlen

Am Dachboden von D. A. Pennebaker

Mit gleich sechs Assistenten wühlte sich Broomfield durch Dachböden und Archive. Nicht zuletzt beim damals schon 90-jährigen und mittlerweile verstorbenen Dokumentarfilm-Pionier D. A. Pennebaker, bekannt geworden durch seinen Film über Bob Dylan "Don’t Look Back".

"Er war schon über 90, als ich bei ihm anrief und ihn um diese Aufnahmen aus dem Jahr 1967 fragte. Als ob ich mich daran erinnern könnte, meinte Pennebaker darauf. Aber ich blieb hartnäckig und am Ende haben wir alles gefunden", so Broomfield.

Keine Muse, sondern Talentscout und Strippenzieherin

Marianne Ihlen zeigt der Regisseur hier nicht als klassische Muse, einen Begriff den Broomfield eher im 18. als im 21. Jahrhundert verortet. Er zeigt sie als engagierte Förderin und Strippenzieherin einer Szene, als Talentscout und aufmerksame Förderin. Wie Cohens Lieder, so ist auch "Marianne and Leonard: Songs of Love" poetisch und zugänglich, einfühlsam und wenn man sich darauf einlässt, erbaulich. Ein Film, der wohl ins offizielle Leonard-Cohen-Archiv wandern wird.

Gestaltung