Leonard Cohens allerletztes Album

27. November 2019, 17:30

Sein letztes Album "You Want It Darker" erschien nur 19 Tage vor seinem Tod. Sein allerletztes, "Thanks for the dance", drei Jahre danach. Aber es ist nicht die so oft übliche posthume Resteverwertung, kein finales Ausschlachten, nein, ganz das Gegenteil.

"Thanks for the dance" entspricht einer dringenden Bitte Leonard Cohens an seinen Sohn Adam. Er hatte noch etwas zu sagen und er wollte keine losen Enden hinterlassen, sondern seine Arbeit abschließen. Wie immer ging es ihm vor allem um die Lieder. "Listen to the hummingbird, don't listen to me." Dem Kolibri sollen wir zuhören, nicht ihm, so verabschiedet sich Cohen im letzten Lied des Albums.

Die neun neuen Songs hat er in seinem Wohnzimmer aufgenommen, in einem medizinischen Stuhl sitzend. Er wusste, dass ihm kaum noch Zeit bleibt. Aber erstaunlicherweise klingt er kein bisschen angekränkelt. Sein Stimme war von "50.000 Zigaretten und mehreren Swimmingpools voll Whiskey" zwar tiefdunkel, aber stark, seine Artikulation klar, und "er setzte die Wörter wie ein Schwergewichtsboxer seine gezielten Schläge" (Adam Cohen).

Obwohl er von Politik singt, alten und neuen Faschismus vergleicht, von Wirtschaft und Umwelt, Sex, Tod und Glaube, schwingt in "Thanks for the dance" eine Leichtigkeit, ein "one, two, three" mit, das seinen letzten Alben fehlte. Er rekapituliert, er ordnet, sortiert, verabschiedet sich.

Immer wieder soll der Sterbenskranke während der Aufnahmen aufgekratzt und fröhlich alle umarmt und von der Gunst der Stunde, der Gnade dieses Augenblicks geschwärmt haben: "The grace of the occasion".

Sendereihe

• Spielräume

Gestaltung

• Mirjam Jessa