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Viennale 2019: 14 Tage, 300 Filme

Die neuen Filme von Woody Allen, Lav Diaz oder den Dardenne-Brüdern - von Pietro Marcello und Elia Suleiman. "Filmische Schmankerln" aus dem heurigen Festivaljahr, wie Viennale-Direktorin Eva Sangiorgi bei der Programmpräsentation meinte, und dazwischen immer wieder der Dialog mit der Filmgeschichte, der auch im Programm der 57. Viennale gesucht wird.

Kulturjournal | 24 10 2019 | Eva Sangiorgi im Gespräch

Benno Feichter

300 Produktionen, davon allein 120 Langfilme aus rund 40 Ländern, umfasst das Programm des heurigen Festivals.

Eröffnungsfilm von Cèline Sciamma

In Cannes mit dem Drehbuchpreis ausgezeichnet, erzählt die französische Regisseurin Cèline Sciamma von der Annäherung zwischen zwei jungen Frauen, einer Porträtmalerin und einer Adelstochter, Ende des 18. Jahrhunderts. Es sei einer der wichtigsten Filme des Jahres, sagt Eva Sangiorgi über "Porträt einer jungen Frau in Flammen". Zugleich könne man ihre Entscheidung, damit die heurige Viennale zu eröffnen, durchaus auch als Statement lesen: der Film einer Regisseurin als Auftakt zu einem Programm, das sich zwar nicht zu einer Frauenquote verpflichtet, aber Sensibilität für das Thema einfordert.

Morgenjournal | 24 10 2019 | Eröffnung

Arnold Schnötzinger

"Mir geht es in erster Linie um Qualität und die Sichtbarkeit von starken Filmen. Zugleich will ich mich nicht auf der Ausrede der ungleichen Produktionsrealität ausruhen. Wenn sich wie heuer die Gelegenheit bietet, dass einer der Filme des Jahres von einer Regisseurin kommt, dann ist das natürlich ein starkes Zugpferd. Auch um die Sichtbarkeit zu steigern, ohne mich zugleich in meiner Auswahl an Quoten zu binden", so Eva Sangiori.

Popcorn

Getty Images/Flashpop

Spiegel unserer Zeit und Gesellschaft

Dem heurigen Programm könne man sich über verschiedene thematische Schwerpunkte und rote Fäden nähern, die sich nach der Programmierung herauskristallisiert hätten, so die Viennale Direktorin: Zwischen Generationen- und Geschlechterpolitik, zwischen politischen und gesellschaftlichen Bruchlinien, einer Welt der Monster und der Geister (der Geschichte).

Und - stärker als in der Vergangenheit - auch über die Beziehung zwischen Mensch und Natur, Mensch und Tierwelt, erklärt Sangiorgi: "Das muss nicht unbedingt das Hauptthema eines Films sein, aber es ist auffällig, wie oft Tiere oder die Natur in die Handlung oder die visuelle Ebene eines Films hineinspielen - direkt oder metaphorisch. Klimapolitik und Umweltschutz sind zwei große Themen unserer Zeit, und das spiegelt sich auch im Kino wider. Genauso wie Flucht, Migration und soziale Ungerechtigkeit immer wieder in Filmhandlungen hineinwirken."

Mati Diop wechselt in "Atlantique" die Perspektive: von aus dem Senegal geflüchteten Männern, hin zu deren zurückgebliebenen Frauen. Und in Pietro Marcellos "Martin Eden" - der heurige Abschlussfilm - wird das Kino zum Resonanzraum für die Geschichte Italiens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert.

Kulturjournal | 06 11 2019 | Bilanz der Viennale
Mit einer Galavorführung von Pietro Marcellos "Martin Eden" geht die Viennale zu Ende. Festivalchefin Eva Sangiorgi freut sich erneut über mehr als 90.000 Besucher/innen.

David Baldinger

Wie schon im vergangenen Jahr gibt es keine Unterscheidung mehr zwischen Spiel- und Dokumentarfilmen im Hauptprogramm, das wieder zahlreiche Highlights des Festivaljahres versammelt. Etwa auch "A Hidden Life" von Terrence Malick über den österreichischen Kriegsdienstverweigerer Franz Jägerstätter, Noah Baumbachs "Marriage story" oder die neuen Filme von Roy Anderson und Pablo Larraín.

Kulturjournal | 25 10 2019 | Musik-Dokumentationen

Einige Musikfilme der heurigen Viennale widmen sich einem Kirchenkonzert von Aretha Franklin in den 1970er Jahren, der britischen britische Singer-Songwriterin PJ Harvey und der Beziehung von Leonhard Cohen zu seiner Muse Marianne Ihlen.

David Baldinger

"Ich bin in Wien angekommen"

Für Sangiorgi ist es die zweite Viennale als deren Direktorin: "Natürlich war es heuer in gewisser Weise ruhiger, aber es ist nicht so, dass die Spannung nachgelassen hat. Klar - letztes Jahr musste alles sehr schnell passieren, und heuer fühle ich mich bereits angekommen und in Wien zuhause. Es ist mehr Zeit geblieben das Programm zu bauen und zu überdenken: Hauptprogramm und Spezialprogramme über Querverbindungen auch vermehrt in Dialog treten zu lassen."

Mittagsjournal | 25 10 2019 | "Little Joe" von Jessica Hausner

Benno Feichter

Unter anderen Pedro Costa, Luc Dardenne und Abel Ferrara haben sich als Festivalgäste angekündigt. Aus Österreich sind neun Langfilme im Hauptprogramm vertreten, unter anderem Jessica Hausners "Little Joe" und Sabine Derflingers "Die Dohnal".

Kulturjournal | 25 10 2019 | "The Wild Goose Lake" von Diao Yinan

Wolfgang Popp

Kulturjournal | 30 10 2019 | Angela-Schanelec-Monografie

Benno Feichter

Dem 94-jährigen britischen Theaterregisseur Peter Brook ist unter dem Titel "A man of many languages" ebenso ein Spezialprogramm gewidmet, wie der deutschen Filmemacherin Angela Schanelec, die für "Ich war zuhause, aber" zuletzt bei der Berlinale 2019 mit dem Regiepreis ausgezeichnet wurde.

Die Magie der Viennale

Unter dem Titel "Brasilien entflammt" beschäftigt sich eine Schau mit dem aktuellen brasilianischen Film. Das lateinamerikanische Kino ist mit rund 20 Produktionen auch sonst stark im Hauptprogramm vertreten, wobei die heurige Viennale generell noch einmal verstärkt den Blick auch in die Randregionen des Weltkinos lenkt - mit Produktionen unter anderem aus Aserbaidschan, Mazedonien oder filmischen Streifzügen zwischen Usbekistan und Angola.

Kulturjournal | 29 10 2019 | "Wasp-Network", der neue Film von Olivier Assayas widmet sich einem zwiespältigen Kapitel der jüngeren Geschichte Kubas: der Spionage gegen Exil-Kubaner in Florida.

Arnold Schnötzinger

"Das spiegelt einerseits eine Tendenz im Weltkino wider, das mit einer steigenden Zahl an Koproduktionen seinen Fokus erweitert. Andererseits entspricht das aber auch meiner eigenen Vorstellung von Kino", sagt Sangiorgi: "Und die Mischung aus bekannten Regienamen und spannenden Neuentdeckungen aus allen Regionen des internationalen Kinos, macht ja auch die Magie der Viennale aus."

Kulturjournal | 25 10 2019 | Retrospektive "O partigiano!"

Benno Feichter

Die gemeinsame Retrospektive von Viennale und Filmmuseum ist heuer unter dem Titel "O partigiano!" dem paneuropäischen Partisanenkino zwischen den 1940er und 1980er Jahren gewidmet.

Service

Viennale - 26. Oktober bis 6. November 2019
Filmmuseum - O partigiano! Paneuropäischer Partisanenfilm. 25. Oktober bis 4. Dezember 2019

Gestaltung