Mann in Ausstellung

ORF/SUSANNE LETTENBAUER

Ausstellung in Reykjavik

Eliasson beobachtet schmelzende Gletscher

Der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson hat bereits auf der Pariser Klimakonferenz 2015 mit einer gigantischen Installation auf das rasante Schmelzen der Gletscher aufmerksam gemacht. Jetzt zeigt der Künstler im Art Museum von Reykjavik seine "glacier melt series".

Noch sind an die elf Prozent Islands von Gletschern bedeckt. Behält die Wissenschaft Recht, dürften sie innerhalb weniger Generationen verschwunden sein.

Morgenjournal | 02 12 2019

Susanne Lettenbauer

Es gibt Fotos. Und es gibt Fotos von isländischen Gletschern. Weit ausladend der eine, der andere lang und schmal mit der typischen Lagune am Fuß. 1999 fotografiert von dem damals noch wenig bekannten dänisch-isländischen Künstler Olafur Eliasson. Eigentlich Vorlagen für seine späteren raumgreifende Installationen, für die der 52-Jährige heute berühmt ist. Ein Künstler, der von New York nach Tokio und von Berlin, wo sein Atelier ist, nach London jettet. In diesem Jahr setzte er sich wieder in ein Kleinflugzeug, zwanzig Jahre später, fotografierte die Gletscher erneut.

Quadratkilometer verschwundenes Eis

Das Ergebnis hängt jetzt im Kunstmuseum von Reykjavik und zeigt: Innerhalb von 20 Jahren ist von dem Majestätischen der isländischen Eisriesen nichts mehr viel übrig. Ähnlich den Gletschern in den Alpen. Nur hier geht es um Quadratkilometer verschwundenes Eis und nicht Quadratmeter. Dreißig Doppelfotos, an drei hohen, weißen Wänden dicht nebeneinander gehängt. Kein Kommentar, kein Name, schmelzende Gletscher, verloren in einem riesigen Saal.

"Als würden wir es nicht glauben ..."
Olafur Eliasson

"Wir wissen was los ist, wir haben die Daten. Aber es ist, als würden wir es nicht glauben. "Die Lücke zwischen Wissenschaft und dem was der Mensch glaubt, die müsse die Kunst füllen, ist Eliasson überzeugt.

Die Lücke muss die Kunst füllen

2013 ließ er Eisbrocken von Gletschern vor die Tate Modern nach London karren, das kam nicht überall gut an. Fotos wirken da subtiler, gewöhnlicher. Es ist die konsequente Schlichtheit, mit der sie gehängt sind, was einem das ganze Ausmaß der Gletscherschmelze vor Augen führt.

Dass sie jetzt den Weg in eine Kunstausstellung finden, weg von reiner Dokumentation, zeigt die zentrale Bedeutung, die der Künstler den steigenden Auswirkungen des Klimawandels beimisst und hofft, dasselbe auch bei den Ausstellungsbesuchern zu erreichen.

Ausstellungsansicht

ORF/SUSANNE LETTENBAUER

Zug statt Flug

Das Hybride dieser Ausstellung: Das Schmelzen der Eiskappen wurde vom Flugzeug aus dokumentiert, einem der Klimakiller. Das ist Eliasson bewusst. Deshalb hinterfragt er ab sofort grundsätzlich jede Reise, jeden Flug und ersetzt sie mit Zug und Schiff, erklärt er. Seine Konsequenz aus der Gletscher-Serie. Auch für seine nächste Ausstellung im März in Tokio: "Wir versuchen jetzt tatsächlich - viel früher als ich sonst meinen Transport losschicke - wir schicken jetzt am 15. Dezember durch Russland meine Ausstellung nach Tokio, mit dem Zug", sagt Eliasson.

Service

Reykjavik Art Museum - Olafur Eliasson: The glacier melt series 1999/2019